Es war dem Ernst der Villinger überlassen… 1888 ließen einflussreiche Genossen einen Thurm bauen
Es war 1888, als man im Juni den Villingern recht ironisch kam: „…man überlasse es dem dortigen Ernste, einen solchen Thurmbau zu genehmigen“. Die Großherzogliche Bezirksinspektion in Donaueschingen hielt zunächst recht wenig von den Plänen der Aussichtsthurm-Genossenschaft, einen 30 Meter hohen Turm aus Eisen auf der Wanne zu bauen.
Im Mittelpunkt des Geschehens vor 125 Jahren stand immer wieder Oberförster Ganter. Er war der eigentliche Bauherr, musste Stellung nehmen, erläuterte Pläne, informierte über die Festigkeit zweier bereits erbauter Türme in Pforzheim und Benzheim, und er war auch überzeugt, dass die Glockengießer der Grüningers „befähigt sind, einen ebensolchen Thurm zu construieren“.
Der Bau wurde schließlich am 12. Juni 1888 genehmigt, verbunden mit der Auflage, den Thurm vor der öffentlichen Benutzung durch einen Eisenbahninspektor oder den fürstlich-fürstenbergischen Maschineningenieur Glöckler aus Immendingen begutachten zu lassen.
War man doch Wochen vor der feierlichen Eröffnung
„in Sorge um die Sicherheit und die Vorsicht für die Begehung des Thurmes durch eine Vielzahl von Festbesuchern“.
Man begann derweil mit der Produktion der Turm-Teile bei technisch herausfordernden Daten: das Material ds Turmes ist aus Eisen und bildet eine abgestumpfte Pyramide; die Höhe beträgt 30 Meter mit einer unteren acht-kantigen Fundationsbreite von 1 Metern Durchmesser, somit Basis zur Höhe 1:3.
Das Totalgewicht des Thurmes ergibt circa 17.500 Kilogramm und ruht auf acht schmiedeeisernen Säulen (Röhren) von 75 Millimeter Durchmesser und einer Wandstärke von 6 Millimetern; vier gußeisernen Säulen mit 166 mal 122 Millimetern Durchmesser und elliptischem Querschnitt. Die Tragfähigkeit mit obigen 12 Säulen und Versteifungen ist mit etwa 46 000 Kilogramm gegeben.
„Bei Menschengedränge“, so der Oberwerkmeister Glöckler in seinem Gutachten, das die Villinger erst nach der Eröffnung im September verspätet im November erhielten,
„könnte sich die größte Belastung auf insgesamt 25 Quadratmetern Besucherfläche mit jeweils 500 Kilogramm und damit auf eine Maximal-Belastung von 12 500 Kilogramm auf 29 000 Kilogramm summieren.“
Recht leger liest sich, dass dies Resultat bei großen Schwankungen des Turms nicht maßgebend sei, das das ‚Trägheitsmoment‘ bis auf das Drei-fache mehr beansprucht werden kann.
Zum Lobe des Erbauers
Wegen der exponierten Lage des Turmes auf der höchsten Erhebung der Stadt, „solle aber die Fahne nicht permanent aufgesteckt werden“.
Bei drei Etagen von jeweils 10 zu 10 Metern ist der Turm mit Diagonalen, Kreuzen und Verstrebungen gefasst und jeweils mit beidseitigem Riffelblech und Geländer ausgerüstet.
„Der Aufstieg erfolgt in der Mitte des Thurmes mit gußeiserner Wendeltreppe samt Geländer. Die Ankerschrauben sind hinreichend stark. Was Konstruktion und sowie Arbeit betrifft, ist der Turm zum Lobe des Erbauers gut ausgeführt. Dem Rost ist mit genügendem Anstrich oder eventuellem Kitten vorzubeugen. “
Über die Kosten der damals üblichen ‚Reklame‘ kann nur gerätselt werden, doch waren es Inserate und Plakate, mit denen man ein „verehrliches Publikum zu zahlreicher Beteiligung an der Feier“ einlud: Der Thurm als Schmuck und Gewinn der ganzen Gegend für die nächsten Jahrhunderte.
Es war der lokalen Ausgabe des „Schwarzwälder“ vorbehalten ab jenen Tagen über das Festwochenende und viele Monate darüber hinaus mit weiteren Schlagzeilen über den Turm, die Eröfnung und Freigabe und über die anschließende Geschäftstätigkeit zu berichten.
Und so erhielt sogar die Gendarmerie den Auftrag für den Tag er Eröffnung, den Geschehnissen beizuowhnen und bhei der Aufrechterhaltung der Ordnung mitzuwirken. Insbesondere sei wohl darüber zu wachen, dass nicht zuviele Personen auf einmal den Turm besteigen.
Dem nahenden Volksfest für Mitte September 188 zum erfolgreichen Turmbau stand nichts mehr im Wege. (wird fortgesetzt mit III und IV)