Aussichtsthurm-Genossenschaft mit 30 natürlichen Personen und der Stadtgemeinde
Als 2015/16 auf dem Villinger Hubenloch ein ‚moderner‘ Turm aus viel, viel Metall gebaut wurde, der in erster Linie der Übertragung und der Umsetzung für die Handy-Kommunikation dient, hatten die Vertreter der lokalen Bau-Behörden, die Bürgern der unmittelbaren Nachbarschaft und auch die Kritiker eines solchen Bauwerks an exponierter Stelle wohl ähnliche Zweifel an einem solchen Projekt, wie es bereits vor 130 Jahren schon war.
Damals, das war 1888, als „bei unterschiedlicher behördlicher Zuständigkeit“ eine „Gesellschaft zur Errichtung eines eisernen Aussichtsthurmes“ ihre Eingabe machte. Auch wenn nicht jedes heutige Schulkind den Turm kennt oder ihn schon bestiegen hat, weiß man in Bürgerkreisen: der Turm ist in 2019 bereits 131 Jahre alt.
So wie in Pforzheim und Benzheim von der Dresdner Firma Kühne bereits ‚kolossal‘ geschaffen, sollte auch in Villingen ein solches Gebilde entstehen, das der damalige ‚verehrliche Gemeinderat‘ genehmigen möge und für den mit Datum vom 12. April 1888 die Glockengießerei Grüninger den Bauantrag stellte.
Doch erst knapp drei Monate später, am 7. Juni 1888, gab die Großherzogliche Bezirskinspektion in mit Sitz in Donaueschingen die Pläne an das Badische Bezirksamt in Villingen zurück. Nicht ohne begleitende Ironie:
„…man überlasse es dem dortigen Ernste, einen solchen Thurmbau zu genehmigen“.
Und dabei hatte alles so beschaulich, ja grundsolide angefangen.
Zum guten Ruf der Stadt
Gegründet hatte man eine Aussichtsthurm-Genossenschaft, zu der 30 natürlich Personen und die Stadtgemeinde als eingetragene Genossen zählten. Als hehres Ziel galt, die gesamte Stadt zu verschönen, deren Umgebung durch Wege, Hütten und Pflanzungen und eben als ‚Krönung“ durch den Bau eines 30 Meter hohen Turmes aus Eisen auf der Wanne, östlich der Stadt auf halbem Wege nach Schwenningen.
Am 9, März 1888 legten die Gemeinderäte für die Thurmbau-Genossenschaft fest: jedes Mitglied hat einen Anteil von 20 Mark zu zeichnen. Ein Mann in städtischen Diensten tat sich damals besonders hervor, der schon als treibende Kraft im bestehenden „Verschönerungsverein“ in den Jahren zuvor durch „bequeme und schattige Wege und Baumpflanzungen die Stadt in wohltuender Weise mit dem nahen Wald verbinden ließ: Oberförster Hubert Ganter (1848 bis 1995).
Schon ein Jahr zuvor war er wohl Mitunterzeichner eines Schreibens an den „löblichen Gemeinderath“, worin man diesem den Vorschlag machte, auf dem schönsten Punkt des Altstadtsteiges einen ‚eisernen Thurm‘ zu errichten.
Doch noch war die Finanzierung des Bauwerks das Problem, auch wenn knapp die Hälfte der erwarteten Baukosten von 7000 Mark über die gezeichneten 200-Mark-Anteile folgender 15 Genossen beieinander war: Adolf Heinemann , Carl Butta, Gustav Adolf Dold, C. Görlacher, Wilhelm Kistenfeger, Modelleur Glatz, Gemeinderat Bichweiler, Heinrich Dold, Martin Baertl, Bierbrauer Schilling, Rudoplh Bär, Oberförster Hubert Ganter, Lilienwirt Ummenhofer, Wilhelm Rinkwald, F.A. Mayer und Mathias Kammerer.
Mit diesen ‚guten Namen‘ war auch ein Antrag an den Gemeinderat gestellt worden, dass die Stadt eine Zinsgarantie gebe, um die zweite Hälfte der Bausumme mit einen Darlehen zu finanzieren:
„Wir wiederholen…unsere ergebenste Bitte, löblicher Gemeinderat wolle, in Erwägung der Vermehrung der Sehenswürdigkeiten Villingens, diesem Unternehmen seine Anerkennung nicht versagen…sondern eine Zinsgarantie von 240 Mark bewilligen….auch sind die Bittsteller der Ansicht….dass der Betrag…bei gutem Geschäftsgang…nicht in Anspruch genommen werden dürfte, indem das Ergebnis zur baulichen Erhaltung … und für die Zinsen verwendet werden soll. Einer günstigen Entschließung entgegen sehend, verbleiben die Unterzeichner mit Hochachtung einem löblichen Gemeinderat ergebenste Diener.“ (6. Mai 1887).
Doch der Gemeinderat blieb mit seinem Beschluss mit der № 2080 zurückhaltend:
„Wir erwidern, dass auf Ihr Gesuch nicht eingegangen werden kann, man aber bereit ist, drei Anteile (Aktien) zu zeichnen. Gemeinderat, gez. Storz“