Stadtgründer Berthold unter Flechten, Moos und Löwenzahn – Grimmiger Blick
Der Ritter auf dem Findling ist eines der markantesten Denkmäler in unserer Stadt: Berthold III. von Zähringen. Sein Standbild wurde bekanntermaßen 1906 anlässlich der 100-jährigen Zugehörigkeit zum Großherzogtum Baden vom Bildhauer Josef Ummenhofer geschaffen. Der jedoch hat später weder vom mehrfach veränderten Standort noch von des Ritters Sanierung erfahren. Denn erst 1997 – dank einer Bürger-Spenden-Initiative, initiiert durch Werner Jörres und Herbert Schroff – ist der Berthold wieder ein ganz ansehnlicher Ritter auf seinem Granit-Sockel geworden. Doch seither vergingen erneut 20 Jahre, und den Ritter juckt es bereits erneut unter seinen Flechten.
Ummenhofer war zu seiner Zeit (1872 – 1884) auch Wirt im Gasthaus „Lilie“ (benannt seit 1603 -1952), das sich in der Rietstraße 5, dem späteren Kaufhaus Raff und dem heutigen Drogeriemarkt Müller befand. Und auch im „Felsen“ (benannt seit 1884 – 1971) in der Gerberstraße 45, heute Sparkasse, wirtete der Bildhauer von 1884 – 1902. Ein Zeitgenosse also, der markante Spuren in der Zeit um die vor-vorige Jahrhundertwende hinterließ.
Quizfrage. Wie viel Aufmerksamkeit wird nun im 21. Jahrhundert dem Villinger Berthold entgegen gebracht, zu dem die Quizfrage beim Stadträtsel schon lautete:
„Was stellt der Ritter noch anders vor als den rechten Fuß…?“
Andererseits kann man junge Lehrerinnen und Erzieherinnen mit ihren Schützlingen beobachtet,
die am Berthold „mir nix, dir nix“ einfach vorbeiziehen. Ihn noch nicht mal wahrnehmen.
Und dabei gehört das wohl bedeutendste Denkmal in der Stadt selbstredend für jeden Villinger
Stadtführer zur Pflicht-Station, wenn er fremde Besucher durchs Städtle führt.
Wer sich aktuell dem Ritter B. aufs Nächste nähert und seiner Aura einen kritischen Blick widmet,
kann auch bei trübem Licht erkennen, dass sein Sandstein leidet, denn seine Flechten jucken ihn zwar nicht,
wohl aber die Beschaffenheit des Sandsteins.
Und obwohl Berthold keine Zeitgenosse von Richard I. Löwenherz (1157-1199) war,
kämpft er zu seinen Füßen mit dem struppigen Beet der südlichen Anlagen
wenigstens mit den zahlreichen Truppen des „Löwenzahn“.
Irgendwie ein Jammer mit unserem Berthold…