Wirtschaftswandel – Von Betrieben, Inhabern und den Belegschaften – Blick in die 60er Boomjahre in Villingen – Firmen-Serie im Schwarzwälder Bote 2021 – Teil 16
Von schweren Säcken, Kellertreppen und Kohlenstaub
Mit den Aufbaujahren nach 1945 wurden einige der alten und auch neuen Firmen zu den stadtbekannten vor Ort und in der Region. Sie boten Arbeitsplätze, ihre Waren und ihre Dienste an, sie wechselten ihren Laden oder änderten den Standort. Es wechselten die Inhaber, man bewarb die Firma und ihre Produkte, nutzte den Ausverkauf und liquidierte freiwillig oder geriet in den bedingten Konkurs. Andere wahrten ihren Bestand bis heute.
In einem roten, hochwertigen Buch-Kollektiv stellten sich Firmeninhaber 1964/65 vor, benannten ihre Leistung und ihre Belegschaft mit knapper „public relation“, selbst finanziert, knapp und präzise.
Villingens einstiger OB Severin Kern benannte das Werk als „Kultur-und Wirtschaftschronik“ der Boom-Jahre und als „Urkunde und Kunstwerk“. Ein „Goldenes Buch“, editiert vom Bühn-Verlag in München, mit historischem Blick auf 1000 Jahre Stadtgeschichte durch den Historiker Paul Revellio (1886 – 1966), mit Portraits einzelner Inhaber, mit Villinger Motiven und mit ehemaligen Betriebsgebäuden, gezeichnet von Gyorgy Jancovics aus München.
Heute Brennstoffhandel Beha & Co
Wer in den 50-er und 60-er Jahren als Kind im Wohnquartier „Westbahnhof“ aufwuchs, der konnte öfters erkennen, wie anstrengend es war, den dortigen Haushalten im Spätsommer oder auch im Frühherbst ihre Brennstoffe für den Kohleofen, den Küchenherd oder die ersten Bad-Boiler bei der Baugenossenschaft zu liefern.
Zentnerschwere Lasten trugen damals Ambros Beha und Sohn Helmut vom Kohlelaster durch die Hausgänge und die Kellertreppen hinab.
Nicht grad zur Freude derjenigen Hausfrauen, die mit der wöchentlichen Kehrwoche dran waren, um nochmal dunkle Fußstapfen und Kohlestaub nass aufzuziehen.
Für die Buben vom einst, gab es im Keller die Pflicht, die ausgeschüttete Sackware Briketts so zu schichten, dass wieder Platz war im Keller; auch für die Steingut-Standen mit eingelegten Eiern und Sauerkraut.
Beha, das war der Name von Firmengründer August Beha, der 1933 in der Zinsergasse, gleich an der Kreuzung zur Bogengasse und weiter zum Heny-Bogen den Handel gekauft hatte.
Die Beha-Adresse war zwar damals korrekt, auch wenn der obere Verlauf der heutigen Zinsergasse einst Ziegelgraben hieß und der untere Teil seit 1318 nach der dort ansässigen Familie als Zaißergasse benannt war.
Nach den ersten acht Jahren übernahm Sohn Ambros Beha den Brennstoffhandel und erwarb dazu das Vordergebäude in der Färberstraße 44 (Foto).
Wie der Firmen- und Familien Geschichte 1950 zu entnehmen ist, verstarb August Beha mit 82 Jahren an den Folgen eines Unfalls. Ein Jahr, in dem auch auf eigenem Grund das Südstadtlager in der Herdstraße 44 eingerichtet wurde.
Als Mitte der 50er-Jahre die ersten Ölbrenner in Häusern und Wohnungen genutzt wurden, kam bei Beha auch Heizöl in den Handel. Ambros Beha starb 1963, als Sohn Helmut die Nachfolge übernahm.
Der trotz schwerster körperlicher Arbeit meist gutgelaunte Helmut firmierte 1960 als Beha & Co. und errichtete 1964 am Standort des Bahnlagers, das seit 1957 bestand, eine Lagerhalle.
Wer also einst Kohle, Eier-Kohle, Briketts oder auch Sprießele-Bündel-Holz benötigte, für den war „de Kohle-Beha“ ein Begriff.
Heute führt der Beha Ur-Enkel Clemens, früher selbständig als gelernter Elektro-Installateur, den Betrieb, der sich weiterhin dem Handel mit Heizöl widmet.
Sehr gehrter Herr Bräun,
herzlichen Dank für diesen Artikel in der Zeitung und hier auf Ihrer Plattform!
Darf ich fragen, woher der Pfau im Wappen stammt, was die Zahlen (oder Inschrift?)
unter dem Wappen bedeuten und welches Steinmetzzeichen ganz schwach zwischen Wappen
und Inschrift zu erkennen ist?
Mit freundlichen Grüßen, Cora Worms
…ich schick Ihnen das Ganze in groß,
ich muss mich erst noch mal vergewissern, wie das bei Revellio steht.