Am Affenberg: eine seltsame Adresse

Gemalte Villinger Karte aus den 1960ern

Wer als auswärtiger Zugreisender in Villingen ankommt und nach dem ’Affenberg‘ fragt, der müsste wohl einem Befragten schon ergänzen, dass die Adresse im Wohngebiet ‚Hammerhalde‘ liege. Für den ortskundigen Taxlerist indes die rasche Fahrt dorthin kein Problem: schnurstracks den Kalkofen rauf in Richtung Vöhrenbacherstraße und zur Schertlestraße,  und dann vor der Loretto-Kapelle links weg.

Ursprünglich handelte es sich bei dem Gewannnamen jedoch nicht um den Hinweis auf eine einst besondere Spezies badischer oder alemannischer Äffchen. Viel eher war es wohl die Anhöhe oder eben der „Berg des Affo“.

Einst war dieser Afo wohl ‚Clan-Chef‘ einer kleinen Siedlung, die von den fränkischen Stützpunkten in Klengen und Kirchdorf, den sogenanten ‚Centenen‘, in Richtung des dereinst noch unerschlossenen Wald-Weidegebietes der späteren Gemarkung Villingen initiiert wurden.

Es war erstmals urkundlich eine Schwester Mathilde von ‚affinberc‘, die 1274 der Waldhäuser Sammlung, einem ehemaligen Nonnenkloster, ihre Güter übereignete.

Richard Ackermann: Loretto, erbaut 1705/06, aus GHV-Jahresheft

Und auch Lorentz, der Metzger, wird um 1400 erwähnt, der dem hiesigen Spital einen Teil „der Wis gelegen am affenberg“ abtrat.

Somit war der „Affenberg des Afo“ wohl eine abgegangene  Siedlung in günstiger Lage mit gleich zwei Quellen, von denen man eine Quellfassung noch in den 1950er Jahren freigelegt habe. So jedenfalls schreibt Hans Maier 1962 in seinem Verzeichnis der Flurnamen der Stadt Villingen.

Doch auch der Topograph Krieger deutet folglich im Jahre 1904 den Affenberg in seinem „Topographischen Wörterbuch des Großherzogtum Baden“ das Gewann als „Berg des Affo“.

So konnte man sich in den frühen 70er- Jahren des vorigen Jahrhunderts dann doch mit einem Flachdach-Bau ‚Am Affenberg‘ anfreunden, in direkter Nähe zum unverbaubaren Blick zur Loretto-Kapelle.

Wenn mancher allerdings auch ein wenig neidisch nach jenem Haus mit Satteldach äugte, das bei Bestandschutz das einzige blieb, das am Affenberg lag, gleich neben dem Ur-Alt-Sträßchen, das zur ehedem ebenfalls fränkischen Siedlung Volkerstweiler führte.

 

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