Zum Standort fragen Sie Ihren Apotheker….
Aktuell gibt es (in 2013) und im Stadtbezirk Villingen zehn Apotheken, im Telefonbuch allesamt schnell zu finden, und bei keiner besteht derzeit Anlass, dass einer der Apotheker aufgibt. Obwohl eine Apotheke als kaufmännische recht vakant gilt. Eines stimmt jedoch ganz und gar nicht, dass nämlich die Berthold-Apotheke in der unteren Niederen Straße schließen würde.
Viele eher ist in den nächsten fünf Monaten auf September/Oktober 2013 ein markanter Umzug geplant: die Berthold-Apotheke zieht um, und zwar grad ums Eck in den vorderen Romäusring; gleich visa-vis vom Gefängnis, in Villinger „Café Viereck“ genannt.
Dorthin, wo derzeit (2013) noch mit Textilien als Fabrikverkauf der Firma Einhorn gehandelt wird und wo vor Jahren Sport-Bubi mit Alexander Lees auf 800 Quadratmetern samt Untergeschoss seinen Sport-Fachhandel betrieb.
Und genau dieser gelernte Einzelhandels-Kaufmann Less ist der künftige Verpächter für Apothekerin Birgitta Bihlmaier, die 2002 die Berthold-Apotheke, das heißt deren Vermögen kaufte. Nicht aber die Geschäftsräume.
Die nämlich gehören dem Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Berweck. Damit wird der Umzug und die Aufgabe des bisherigen Standorts der Apotheke nicht ganz so einfach und unstrittig, so war zu hören.
Kursierten doch schon Unkenrufe bei der Kundschaft, dass die Apothekerin aufhöre und dass eines schon längere Zeit auffallen müsse: die metallig, goldglänzenden Konterfeis des Grafen Berthold, dem einstigen Stadtgründer auf den Stechschildern an beiden Hausfronten, die die Apotheke bewerben, gelten als “verschollen“, beziehungsweise als grad nicht verfügbar.
Statt dessen prangt seit Jahren zweimal das große, rote Apotheken-A am Haus.
Recht knapp liest sich die Geschichte der Apotheke gleich beim Amtsgericht:
1908 gegründet von Apotheker Richard Fischer aus Mannheim.
1937 übernahm Apotheker Dr. Walter Gayer den Geschäftsbetrieb und Sohn Helmut Gayer wurde 1967 Nachfolger. 2002 kaufte Apothekerin Birgitta Bihlmaier die Apotheke; sie übernahm
Anfang 2008 dazu die Brigach-Apotheke in Brigachtal. Derzeit (2013) sind in beiden Apotheken 16 Mitarbeiter beschäftigt.
Wer sich dem „Leben im alten Villingen“ widmet, der liest dort, dass 1692 der Chemicus Johann Georg Mäder um die Erlaubnis bittet, eine Apotheke betreiben zu dürfen. Er möge gleichzeitig von den bürgerliche Beschwerden, wie dem des Wachdienstes auf den Wehrgängen frei sein.
Es folgen 1709 der Stadt-Physikus Dr. Berger als neuer Apotheker; danach der Stadt-Physikus Dr. Weiss und auch ein Apotheker namens Weisser. Dessen Apotheke „firmiert“ erstmals im Jahr 1767 als „Stadt-Apotheke“ in der Rietstraße.
Die Apotheker hatten es mit Ende des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert kaufmännisch keineswegs leicht, weil die Krämer, die Ärzte, die Barbiere, ja Marktschreier und auch Scharfrichter „arzneyen“ durften und in diesem Behufe auch Heilkräuter und Säfte verkauften.