Eine Ode an den Ritter

Da steht er nun auf seinem Sockel,

‘nem neuzeitlichen Beton-Mockel,

doch wurd‘ der Ritter nicht gefragt,

ob ihm der neue Platz behagt.

Da durfte wohl ein Architektle,

ganz ohne, dass der die Bedeutung checkte,

den Berthold von sei’m Sockel hau’n,

damit eventuell alsbald und schnell

es um den Graf von einst wird hell,

und jedes, wirklich jedes Kind

die Story kennt,

und ihn als Stadtgründer benennt.

Doch sieht nun mancher die Gefahr,

die bislang eher schwach da war,

als Berthold hoch erhaben stand,

und sommers unterm Baume stand.

Denn jetzt erst kommt dem armen Mann

man bis an seine Rüstung ran.

 

Ja, bis zu seinem Schwert und Schild

und weiter hoch bis hin zum Bart,

sorgsam gepflegt und sandstein-zart.

Ich seh‘ sie schon, die losen Strolche

und jene Brut als eben solche,

die dem Grafen,

ganz ohne klettern oder Leiter,

das Antlitz freveln, frech und gemein,

mit Farb‘ besprüh’n, als müsst‘ das sein.

Dann aber droht der Graf mit Kerker,

der einst gekämpft wie ein Berserker

für Kaiser Otto in manch‘ Schlacht,

wofür der ihn zum Stadtgründer gemacht.

Doch wollen wir den Edlen loben,

der auf uns blickt von ganz hoch droben,

und keiner jemals danach trachtet,

den Graf mit Farbe noch verachtet.

4 Gedanken zu „Eine Ode an den Ritter“

  1. Ist das nun Goethe oder Ringelnatz,
    um des Fürsten neuen Platz.
    Den Wunsch des Dichters teilen wir
    und deshalb sind wir sehr dafür,
    der Stadtgründer sei stets gebannt
    vor böser Buben Hohn und Hand.

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  2. Zum Denkmal des Grafen habe ich mich schon einmal geäußert.
    So sehr ich es begrüße, dass er von seinem Schattendasein befreit wurde,
    umso liebloser und enttäuschender finde ich die Ausführung.

    Sandstein und Beton beißen sich, auch wegen deren Farben.
    Was Farbschmierereien anbelangt, so muss man abwarten.

    Vielleicht findet sich ein kunstsinniger Sprayer mit Sachverstand,
    der den Betonsockel mit Buckelquadern in Illusionsoptik verschönert.
    Wäre doch was.

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