Lag neben der Skifabrik Ehrhardt ein „Hexenhäuschen“?
Wer sich als längst „Auswärtiger“ irgendwann mit 70 plus an seine Kindheit und Jugend in seiner Geburts- oder ehemaligen Heimatstadt erinnert, ist sich oft nicht sicher, ob Personen seiner Erinnerung sich gleichermaßen so freuen, in einer kleinen Schilderung zu „villinger-geschichten.de“ zu erscheinen.
Und so schreibt der Mediziner Rainer Kurz aus Rheinfelden, dass dem fleißigen Autor zum benannten Blog wohl entgangen war bzw. gar nicht bekannt sei, dass es in Villingens 50er Jahren ein „Hexenhaus“ gegeben habe.
Nein!? – Doch!!
„Von 1954 bis zur Einschulung besuchte ich den Kindergarten im Johanna-Schwer-Heim. Dort zählten auch Silke Weißhaar und die Schenkel-Zwillinge Hanni und Helga zu den zahlreichen Kindern aus dem Südstadt-Quartier.
Eines Tages waren die Mädchen recht aufgekratzt,
als sie – wie auch immer sie es erfahren oder sie es sich wohl
eher ausgedacht hatten – das vermeintliche Geheimnis
preisgaben, dass neben dem Kindergarten „eine Hexe mit einem goldenen Zauberstab“ wohne…
Auf dem gemeinsamen Heimweg, ein Elterntaxi gab es noch nicht, nahmen wir um das große Haus herum wie immer den schmalen Weg, der von der Saarlandstraße zur Kalkofenstraße führte.
Direkt vorbei an der ehemaligen Skifabrik Ehrhardt und der wohl eher kleinen Werkstatt des Meisters Friedrich Rambold, wo heute noch immer das Jugendhaus steht.
Silke ging engagiert voraus und zeigte am Eck auf ein kleines Haus in einem verwunschenen Garten.
Wir anderen waren äußerst gespannt, was zu sehen sein sollte.
Seht, jetzt steht sie am Fenster und hat den goldenen Zauberstab in der Hand, so die unerschrockenen Mädchen. Doch man sah… nichts!
Aber irgendwie beindruckt machten wird uns schleunigst auf den Heimweg.
Heute gibt es das Häuschen wohl nicht mehr, denn nach Google stehen dort längst Garagen, Schuppen oder kleine Gartenhäuschen mit Grillplatz.“
Im Nachtrag akzeptiert Rainer Kurz, dass es die Firma Ski-Ehrhardt und nicht der Ski-Rambold war.
Doch sei damals ein klein wenig Rambold aber auch mit dabei gewesen.
Denn der Friedrich Rambold war wohl ein Tüftler und hatte damals ein Patent auf eine Ski-Sicherheitsbindung, die wohl von Ehrhardt verbaut wurde.
Meister Rambold hatte dort zunächst auch eine Werkstatt, und erst später übernahm die Firma Rambold die Betriebsräume von Ehrhardt und zog dann viel später an den Krebsgraben, wo Rambold Kugelschreiber gebaut wurden.
Während der Kindheit und frühen Jugend in der vorderen Südstadt
haben sich noch weitere aufregende Begebnisse ereignet.
1958/59 bildeten sich in Villingen mehrere „Jugendbanden“,
streng getrennt nach Stadtvierteln.
Das Hauptquartier der Südstadt-Bande war in der Bleichestrasse.
Dort standen wir oft beisammen und beratschlagten,
wie wir die andern verseckeln konnten.
Do außer Schmähungen und Raufereien auf dem Schulhof ist eigentlich nichts passiert.
Eines Tages kam unser Bandenchef (den gab es wirklich) auf die Idee,
dass wir uns im Messerkampf üben müssten, damit wir auf mögliche
größere Auseinandersetzungen mit anderen Banden vorbereitet seien.
Das Ganze ging so:
Wir trafen uns am Waldrand auf einer Wiese am Warenberg.
Jeder musste einen Krotte-Säbel mitbringen.
Dann stellten sich nacheinander jeweils 2 Messerkämpfer gegenüber,
Messer in der rechten Hand. Mit der linken Hand umfasste jeder
die Messerhand des anderen.
Dann musste man gegen den Widerstand des Gegenüber das Messer möglichst
nahe an dessen Brust bringen.
Dummheit oder Mutprobe oder beides?
Passiert ist Gottseidank nie etwas.
Zum Schluss noch einen Ausflug in die Historie:
Möglicherweise war diese Wiese im Mittelalter schon
ein Turnierplatz der Ritter von der Warenburg…
Also gut, so war es.
Ich habe noch eine andere Geschichte vom Johanna-Schwer-Heim auf Lager.
Einmal führten wir ein Theaterstück auf.
denn im Johanna-Schwer-Heim gab es einen Saal mit Bühne.
Zu einer Aufführung waren die Eltern eingeladen.
Ich weiß zwar das Spiel-Thema oder den Titel nicht mehr,
doch hatte Silke Weißhaar die Rolle der Prinzessin.
Sie hatte ein Krönchen auf und ein tolles Kleid, geschneidert von ihrer Mutter.
Hanni und Helga von den Schenkels erschienen als Blumen-KInder
und trugen Pappe-Blüten auf dem Kopf.
Mir gab man die Rolle eines Hasen, wohl der Osterhase (??) und dabei trug ich
ein graues Hasenkostüm mit langen Ohren und einem Bommel hinten dran.
Es gibt noch ein Foto. Leider habe ich es nicht gefunden.
Falls ich es doch noch finde, werde ich es dem Autor des Blogs zur Verfügung stellen.