Eine kurze Klageschrift aus 2015 von Wolfgang Berweck
Das weltweite Netz ist nicht allein wegen Googl unerschöpflich und unergründlich. Und vor allem, es vergisst nix.
Und so tauchen manchmal digitale Fundstücke auf, für die man sich wundert, wie die überhaupt ins Netz kamen.
So auch für jenen „Amtsblatteintrag“ vom 22. September 2015, den damals der Freie Wähler-Gemeinderat und Rechtsanwalt Wolfgang Berweck (1935-2016) verfasste.
Und so liest sich:
„Oberförster Hubert Ganter hat für die Stadt Villingen/ Schwarzwald so viel geleistet, dass es allen, die nach ihm gekommen sind, schwer sein wird, sein Wirken und seinen Einsatz für das Wohl der Stadt zu übertreffen.
Eine Straße im Kurviertel und das sogenannte Ganter-Denkmal beim Kirnacher Bahnhöfle erinnern an sein Wirken.
Gegen den Widerstand im Gemeinderat und den damaligen Bürgermeister Heinrich Osiander setzte er eine stadtnahe Aufforstung durch, damit die Bürger sich im herannahenden Wald erholen konnten.
Durch den Ausbau eines großen Netzes von Spazierwegen erschloss er die schönsten Stellen des Stadtwaldes für den Tourismus.
Weil man dafür kein Geld locker machen wollte, gründet er einen Verschönerungsverein als ‚Schutztruppe‘ im Kampf gegen den Rat und die Verwaltung der Stadt.
Dieser Verein unterstützte Ganter in allen seinen Vorhaben und sammelte auch Geld für die touristische Verschönerung des Stadtwaldes.
Ganter initiierte den Bau des Waldhotels, welches sogar dem Großherzog imponierte. 1887 gründete er eine Genossenschaft mit dem Ziel, einen 30 m hohen Aussichtsturm zu errichten. Dessen Einweihung war ein rauschendes Fest mit Gästen aus Nah und Fern.
Im Jahresheft des Geschichts- und Heimatvereins von 1988/89 hat sein Nachfolger im Amt, Ulrich Rodenwaldt, dem städtischen Oberförster Ganter ein ehrendes Andenken bewahrt.
Und heute? – Ein Besuch des Ganter-Denkmals, einer Station am neuen „Genusswanderweg“, sagt mehr als Worte.
In ungepflegtem Umfeld, lieblos gestaltet, gedenkt man eines Mannes, der so viel für ’seinen‘ Wald erreicht hat.
Millionen für ein zentrales Rathaus (2015) wollte man aus dem Wald erwirtschaften. Heute sind ein paar Hundert Euro zu viel, um das Denkmal eines so verdienstvollen Mannes angemessen zu pflegen. Aber vernachlässigen wir die Geschichte der Stadt nicht auch andernorts ständig?
Wolfgang Berweck, FWV, 2015