Haus Blumenstock 2.0

Sanierung zur Wohnbau-Nutzung hat Priorität

Noch ein Eigentümerwechsel – Architekt wahrt zunächst die historische Bausubstanz.

Lithografie als Schmuck-und Werbekarte um 1910 mit der besonderen Fassade, dem geschmiedeten Balkon und den Malereien im Historismus.

Am Wechsel von Hauseigentümern hat es die letzten 12 Jahre nicht gemangelt. Waren es doch insgesamt vier, die sich vorstellen konnten, das Haus Blumenstock einer neuen Nutzung zuzuführen. Jetzt aber steht in wenigen Wochen die amtliche Baufreigabe bevor, die es dem Villinger Architekten Andreas Flöß möglich machen wird, im Sinne zweier Bauherinnen (beide  Ärztinnen) zu wirken.

Seit zuletzt im Erdgeschoss und dem Schaufenster, das ein Blumenhändler nutzte, zu lesen stand: „Dieses Haus wurde verkauf!“, reizt die  aktuelle Beobachtung des Hauses dann aber doch die weitere Neugier.
Fällt doch auch manchem Touristen ein recht schmales Haus auf, das mit seiner für Villingen eher ungewöhnlichen Fassade an der Niederen Straße steht

Aktuell werden die fünf Stockwerke rück-gebaut, was die ursprüngliche Bausubstanz bewahren soll, wie Andreas Flöß versichert.

Das Augenmerk gilt also zunächst der künftigen wohnlichen Nutzung mit drei Wohnungen samt einer hohen Galerie bei einer gesamten Gebäudetiefe von 23 Metern, was die repräsentative, kunstvolle sowie auffällige historische Fassade auf Platz zwei setzt.
Viel eher ist also zu entscheiden, wie man passend sinnvoll die Fensterfrage samt deren historischer Bleiverglasung klärt.

Denn vor zehn Jahren wurde diese wohl „schandbar“ beantwortet, als man mit modernen weißen Rahmen die Gebäudefront so ganz und gar nicht zierte, was selbst bei Laien zum Widerspruch für eine historische Fassade mit Fresken aus der Zeit um 1900 führte.

Ein Faktum, an dem bereits 2010 das Amt für Baurecht Anstoß nahm und die Auflage setzte: „Die Fenster muss der Bauherr wieder rückbauen“.
Doch dies erfolgte nicht, denn keiner der bisherigen Eigentümer wollte den finanziellen Aufwand einer Totalsanierung stemmen.

Steht doch das gesamte Gebäude unter Denkmalschutz bei überaus strengen Richtlinien für jeden baulichen Eingriff an einem solch historisch wertvollen Gebäude. Stets überwacht vom  Baurechtsamt und der unteren Denkmalbehörde.
Vorerst ist also nur die künftige wohnliche Nutzung geplant und eingereicht, und das heißt drei Wohnungen und ein Ladengeschäft im Erdgeschoss.

Baulich und fachgerecht sichern werden die Handwerker auch den Holzgiebel samt neuer Dacheindeckung, wobei aus den baulichen Gegebenheiten und Zwängen ein tugendvolles Ergebnis werden wird.

Blumenstock-Katalog aus 1903/04.
Blumenstock-Katalog aus 1903/04.

Vorerst also auch kein restauriertes Gesicht der Fassade nach historischen Maßgaben, wofür das Budget der Bauherrinnen für erforderliche Restauratoren in Stein, Metall, Holz und Wandmalerei derzeit noch nicht ausgelegt ist.
Geschichtlich betrachtet reiht sich das Haus Blumenstock ein in den traditionellen Verlauf des Uhrenhandels vor 150 Jahren,
als Schwarzwälder Uhrenträger im Hausier-Handel ab 1850 regional und europaweit unterwegs waren.

Wilhelm Blumenstock übernahm 1884 das Uhren- und Goldwarengeschäft von Julius Fleig, das 15 Jahre später auch mit einem Versandhandel populär wurde, wie die benannte Schmuck-und Werbekarte um 1903 und auch der Versand-Katalog aus jener Zeit beweisen.

Im Jahre 1911, so eine Zeitungsmeldung jener Zeit, übernahm Sohn Konrad Wilhelm von seiner verwitweten Mutter Luise Blumenstock den Uhren- und Schmuckhandel.

Fünf Jahre zuvor hatte Konrad Wilhelm die Villinger mit einer Besonderheit überrascht, als er 1906 eine Esperanto-Gruppe für die passionierten Freunde dieser Kunstsprache gründete, die noch heute weltweit angewandt wird.

Die spätere Blumenstock KG der Neuzeit – mit Ruth Blumenstock –   geriet jedoch im Verlauf der Jahre in Insolvenz, worauf das Haus mehrfach verkauft wurde.

Mit einer Besonderheit überraschte Wilhelm I. Blumenstock die Villinger, als er 1906 eine Esperanto-Gruppe für die passionierten Freunde dieser Kunstsprache gründete, die noch heute weltweit Bedeutung hat.

 

 

 

 

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