Jakobus-Kapelle und -Quelle:

Einst zogen Jakobs-Pilger an Villingen vorbei

Bekanntlich führen „viele Wege nach Rom“. Doch gläubige Menschen zog es auch zu frühesten Zeiten nach Jerusalem, nach Lourdes und Altötting und immer auch war ein Ort in Spanien begehrter und beliebter Zielpunkt: Santiago de Compostella. Dorthin, wo der Apostel Jakobus, der Ältere, begraben liegen soll und seit Jahrhunderten als Heiliger verehrt wird.

Und weil einige Pilger aus dem  Nordwesten auch über Rottweil auf der „Langen Gass“ nach Nordstetten kamen, trafen sie dort auf Gleichgesinnte.

Jene, die nach gefährlicher und strapaziöser Pilgerreise zurückgekehrt waren und sich am Heimatort einer „Jakobus-Bruderschaften“ angeschlossen und gemeinsam eine Kapelle zu Ehren des Hl. Jakobus errichtet hatten.

Ablass durch den Bischof

Wegen der innigen Religiosität der Jakobs-Pilger, der Landwirte und der Stadtbürger erhielt die Kapelle im Jahre 1342 über den Bischof von Konstanz einen päpstlichen Ablassbrief, dieser  konzidierte: Ein Ablass von 40 Tagen wird denjenigen bewilligt, die in der Kapelle reumütig beichten, sie die Kapelle an ‚Jakobus und Verena‘ besuchen, sie den Messen, Predigten und  Vespern beiwohnen, sie die heiligen Sakramente begleiten, man beim Läuten der Abendglocken drei Ave bete oder man der Kapelle etwas Gold, Silber oder Gewänder zukommen lasse und man schließlich den Gottesacker für die Abgestorbenen besuche…

Was blieb, ist die Quelle bei Sankt Jakob, wo im 30-jährigen Krieg die Kapelle bei Nordstetten gebrandschatzt, wurde. Ehemals ein Ort der Andacht, des Glaubens und der starken Religiosität. Noch heute sprudelt der Quell‘ am Pilgerweg von Rottweil über Villingen nach Schaffhausen oder Freiburg.

Genau dort beim ehemaligen Hofgut und der Kapelle St. Jakob, von wo die Neulinge weiter nach Süden in Richtung Schaffhausen zogen oder sie den Schwarzwald in Richtung Südwesten überquerten.

Die Existenz einer solchen Kapelle samt Quelle beweist die Rottweiler Pürschgerichts-Karte von 1607: zu erkennen  ist ein bewehrtes Kirchlein samt Ziehbrunnen.

Und auch eine Flurkarte aus dem 19. Jahrhundert benennt den Weg von Villingen zur Jakobskirche mit „Jakobsgasse“ und „bei St. Jakob“.

So entstanden in oft verklärter und wundersamer Betrachtung im Kreis der Pilger auch jene Legenden über des Apostels Wundertaten.

Wohl auch die eines frommen Pilgerpaares, dessen Sohn eine Wirtstochter „schamlos betrogen haben soll“ und dem deswegen der Tod am Galgen drohte. Doch als Pilger und mit des Apostels Hilfe konnte er der Todesstrafe gerade noch entkommen.

 

Eine Überlieferung, die auch zur Villinger „Pilgerkrönung“ passt:

eine knapp mannshohe Steinplastik. entstanden um 1350, die seit Jahrzehnten im Münster hängt. Eine Statue, die ‚ikonographisch‘ den Herrn Jesu darstellen soll, der die Glaubensboten Gallus und Colmbanus krönt.

Noch heute im Münster: eine Steinplastik aus dem 14. Jahrhundert, die ‚ikonographisch‘ die Figur des Herrn Jesu zeigt, der wohl die beiden Glaubensboten Gallus und Columban krönt, aber auch mit der Legende um das „Galgenwunder“ des Pilgerapostels in Verbindung stehen soll.

Wieder entdeckt im Jahre 1841, als man die südliche Vorhalle der „Mutterkirche“, in der Altstadt beim Gottesacker das sogenannte Vorzeichen abbrach.

Kaum beachtet, stand sie dort fast zwei Jahrhunderte, als man sie mit dem Abbruch mühelos herabzustürzen wollte.

In letzter Minute wurde dies vermieden, denn der damalige Chorregent Fidelis Dürr erkannte Farb- und Goldreste einer früheren Fassung. Er ließ die Plastik reinigen und durch den Kunstmaler Barnabas Säger neu fassen, worauf sie jedoch zunächst hinter den Hochaltar des Münsters kam.

Und so erinnerte man sich an die Jakobus-Kapelle bei Nordstetten, „St. Jacobus et St. Verena“, die bereits im 30-jährigen Krieg durch Brand stark geschädigt wurde, „indem der Feind sie umschanzte und ihr viel Böses zugefügt hat“, war wohl ursprünglich der Standort dieser Pilger-Plastik aus dem 14. Jahrhundert. Deshalb für den  vorbei ziehenden Pilgerweg die verbliebenen Flurname „Bei St. Jakob“ und „Jakobsgasse“.

Nachdem der Rat der Stadt 1658 beschlossen hatte, die Kapelle nicht mehr zu erneuern, wurde ein Jahr später  in der Chronik zur Lage der Kapelle vermerkt:

„…in einem feinen Wiesentäle mit gutem Brunnenwasser durchflossen, unter einem Forrenschächle (Fichtenwäldchen) gelegen…“

Noch heute fließt am einstigen Standort der früheren Jakobskapelle ein frisches Wässerchen als kleiner Quell‘, ehemals auch genutzt als Viehtränke.

Als der Brunnen in der Neuzeit ‚gefasst‘ und ein wenig verlegt wurde, wurden bei den Grabungen auch hölzerne Wasserrohre, sogenannte Deicheln entdeckt, anhand derer man zweifelsfrei auf die Existenz der Kapelle samt deren Quelle schloss.

 

Der Jakobsweg heute

verläuft gradlinig von Nordstetten nach Villingen, vorbei am Platz des alten Kirchleins. Längst durchziehen vielfältige Wege ganz Europa und alle Jakobswege haben ein Ziel: Santiago de Compostela, wie bereits zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert.

Dorthin, wo nach der Legende ein Jünger Jesu – der Apostel Jakobus der Ältere – begraben liegt.

Der Neckar-Baar-Jakobusweg orientiert sich an der alten Römer- und Handelsstraße von Rottenburg durch das Neckartal nach Rottweil und weiter über Villingen nach Schaffhausen und verbindet ganz unterschiedliche Landschaften.

Bis Rottweil führt der Weg teils an Hängen, teils auf der Hochfläche des tief eingeschnittenen oberen Neckartals entlang und bietet schöne Ausblicke auf die Flusslandschaft.

Er quert dann auf halber Strecke zwischen Rottweil und Villingen das malerische, enge Tal der Eschach, führt kerzengerade entlang der alten Römerstraße über die offene Hochfläche der Baar nach Donaueschingen und weiter nach Hüfingen. Schließlich verläuft er auf anspruchsvollem Wanderweg am Hang des Achdorfer Tales entlang und steil ansteigend über den Eichberg nach Blumberg.

Die letzte Etappe führt zur schweizerischen Grenze auf dem Randen und weiter, dem Thurgauer Klosterweg folgend, durch hügelige Landschaft nach Schaffhausen.

Gesamtstrecke 143 Kilometer

    1. Etappe: Horb am Neckar – Sulz am Neckar (14 Kilometer)
    2. Etappe: Sulz am Neckar – Oberndorf am Neckar (13 Kilometer)
    3. Etappe: Oberndorf am Neckar – Rottweil (24 Kilometer)
    4. Etappe: Rottweil – Villingen (26 Kilometer)
    5. Etappe: Villingen – Hüfingen (21 Kilometer)
    6. Etappe: Hüfingen – Blumberg (20 Kilometer)
    7. Etappe: Blumberg – Schaffhausen (25 Kilometer)

 

Schreibe einen Kommentar