Kaufmannsjugend Villingen 1923/25

Nostalgie in Schwarz-Weiß – Aus dem Leben von Xaver Baumann

Fotografische Fundstücke stammen meist aus Alben und Schuhschachteln und tauchen eher unvermittelt und immer mal wieder auf, was nicht nur bei Söhne und Töchtern gute Erinnerungen wachruft, sondern dann auch noch die Enkel begeistert, wenn diese sich ein wenig nostalgisch für die ‚Altvorderen‘ interessieren.

Grad so wie im Fall von Konrad „Conny“ Baumann, (80 in 2021), dem stadtbekannten Harmonie-Blasmusiker an der Tuba.

Aus schwersten wirtschaftlichen Zeiten der Jahre 1923 bis 1925 stammt ein Gruppenbild  mit kaufmännischen Berufsschülern, auf dem nicht nur Connys Vater, Xaver Baumann, Jahrgang 1909 (zweiter von links), sondern auch weitere ehemals engagierte Villinger Kaufleute mit drauf sind.

Mit zumeist hoher Leidenschaft fürs Rechnen und Buchen: der Kaufmannsjahrgang 1923/25. Mit dabei  die einst bekannten Villinger Kaufleute Xaver Baumann von Ignaz Görlacher, Zweiter von links, Adam Bügler, ehemals Kolonialwaren Martin Oberle und Josef Schmidt von der Volksbank.

Mit dabei dann eben auch Adam Bügler, an dessen Frau sich viele Senioren erinnern, wenn sie als ehemalige Berufsschüler von Johanna Kattler ( Jhg. 1917/18) in Sachen Steno und Schreibmaschine unterrichtete wurden, während Adam bis in die 60er-und 70-er Jahre  als Prokurist beim „Kolonialwaren-Großhandel Martin Oberle“ am Stöckerbergle wirkte. Er war es auch, der selbst noch fürs Kaffeerösten ein feines Händchen hatte und der auch Fass-Rotweine aus dem Süden auf Flaschen ziehen ließ, die etikettiert als „Stierblut“ auf den lokalen Markt kamen.

Auf dem dokumentierten Schulausflug der angehenden Jungkaufleuten ins alpine Gebiet, wie das Foto im Hintergrund beweist, sind auch Martin Oberle, Büglers späterer Chef, und Josef Schmidt, später erfolgreich in Diensten der Volksbank Villingen. 

Und weil sich manchmal auch der berufliche Kreis schließt, war es Edwin Nägele, der später zum Villinger Bürgermeister avancierte, der bei  „Backofen & Bäckereimaschinen Oberle“ in der Oberen Straße  Lehrmeister für Xaver Baumann war.

Baumann, Jahrgang 1903, schreibt in seiner später verfassten Auto-Biografie von verkürzter Lehrzeit, kam er doch über Freiburg nach Villingen, wo er an der Höheren Handelsschule noch vor der Lehre einen „geordneten Schulbesuch“ mit Lob absolvierte, weshalb es bei Gebrüder Oberle zur verkürzten Lehrzeit kam.

Das damals bezahlte Salär betrug im ersten Lehrjahr 11 Mark und im zweiten 22 Mark pro Monat; Urlaub gab es im ersten Jahr keinen, doch im zweiten immerhin sechs Tage, bei einer Wochenarbeitszeit von 54 Stunden, aus denen durchaus auch schon mal 60 werden konnten.

Xaver Baumann notierte später als eine seiner Lehrlings-Aufgaben: Versand für Waggon-Ladungen ins In-und Ausland, Lohnbuchhaltung und Gesamtbuchhaltung. Doch die Weltwirtschaftskrise machte auch vor Betrieben in Villingen nicht halt.

In 1930 kam es für die Gebrüder Oberle zum Vergleichsverfahren mit anschließendem Konkurs und Baumann wurde Mitte 1931 entlassen.

Xaver wurde danach Aushilfe beim Gerichtsvollzug, bildete sich weiter beim gerichtlichen Mahnverfahren und den Wechselgeschäften, wurde für sechs Monate Aushilfsangestellter beim städtischen Gaswerk, bis er im August unter dem damals jüngsten NS-Bürgermeister des Reiches“, Hermann Schneider, seinen Arbeitsplatz für einen „alten Kämpfer“ frei machen musste.

Im Jahre 1935 heiratete Xaver Baumann seine Anna Huger, doch dauerte es viele weitere Berufs- und eben auch Kriegsjahre, bis Baumann schließlich von 1962 bis 1973 zum Prokuristen bei der Metall-Baufirma von Ignaz Görlacher wurde, gerade ein Haus neben dem Ort seiner ersten Lehrjahre.

 

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