Keferbergle – eine Chance vertan!

Eine „Kontra“ als Kritik von Thomas Hettich –  Ein Diskussionsbeitrag zur „Idealstadt“

1899 – die Vorstellung der Villinger, wie die Käferburg einst aussah…

Der Autor W. B. der Villinger „Populär-Geschichten“ deckt mit einigen netten geschichtlichen Episoden einen Zeitraum von 1296 bis ins Jahr 2018 ab. Zu jedem seiner Absätze könnte man etwas sagen. Auch dazu, ob der Keferberg aufgeschüttet wurde oder ob er 1296 zu Zeiten des „Grafen Stadthaus“ schon bestand.

Eine zugehörige Frage wäre jedoch zunächst, wie hätte die Stadtmauer dem Erd-Druck bei einer ehemaligen Aufschüttung tatsächlich standhalten können oder war der Standort ein gewachsenes „Bergle“, so dass kein Erd-Druck bzw. nur ein geringer entstand.

Eine erste Frage! So gäbe es zahlreiche weitere Fragen, auch zum aktuellen Neubau „Torstüble“.

Das für die historische Stadtentwicklung zentrale Datum ist das Jahr 1296, in dem die Tochter von Heinrich I. starb. Warum?

Die Aufsichtsbehörde das Landesdenkmalamt postuliert, dass die Stadt Villingen sich auf der Grundlage zweier ‚Motten‘ entwickelte und entsprechend gewachsen, also nahezu kreisförmig ist.

Eine dieser Motten war zu jener Zeit das Keferbergle. Diese Motte als kleine Burg bestand  also vor dem Stadtortwechsel der Siedlung vom Friedhof ins Brigach-Knie.

Nun schreibt aber das Landesdenkmalamt bzw. dessen Vertreter: „… durch Stadtmauer gestörte Motten…“.

Thomas Hettich an der Stadtmauer beim Schillerdenkmal

Diese „Motten-Störung“ sieht man heute noch, denn die Geländedifferenz zwischen Oberkante Keferberg und Oberkante Grünanlage beträgt rund sechs Meter.

Was bedeutet nun dieses eigenwillige historische Gelände-Ensemble und welche Frage stellt sich?

Die Theorie des Landesdenkmalamtes baut auf auf einer ganzen ‚Motte‘, die dann durch die Stadtmauer ‚gestört‘ wird. Ist dieser Vorgang bei einer gewachsenen Bebauung möglich oder eben doch nur bei einer geplanten Stadt?

Für diese Theorie der geplanten bzw. einer Idealstadt stehen die studierten Historiker Sattler, Hug, Roder, Heyk, Weller, Humpert und der Villinger Bürger und Architekt Thomas Hettich.

Für was der „Geschichten-Schreiber“ steht, weiß ich nicht, und so ist dessen Haltung nur zu vermuten.

Wie er aber das neue Haus auf dem Keferberg bedenkenlos beschreibt, reiht er sich ein in die Betrachtung vieler Gebäude in den Stadtvierteln, die keinen Anstand verdienen. Wer eine solche einmalige Stadt in zwei Qualitäts-Bebauungsstufen einteilt, der braucht sich über die Gebäudequalität des Neuen nicht wundern.

Das Keferbergle ist ein städtebauliches Faktum, das ein jeder in die Neuzeit transformieren kann. Diejenigen, die dies tun, werden schließlich eerkennen, was eine geplante und eine gewachsene Stadt ist.

Man entdeckt städtebaulich nämlich etwas ganz Einzigartiges. Das städtebaulich fragile Keferbergle ist für die Theoretiker, deren Haltung ich mich nicht anschließe, der Ausgangs- und Startpunkt für eine „gewachsene“ Stadt.

Ein Fehlschluss! Denn demnach hätte Villingen eine Stadtform, die es tausendfach in Deutschland bzw. Europa gibt.

Doch auf eben diese Weise will man die bestehende und gewollte  Begründung zu einer „Idealstadt“ nicht sehen.

Bleibt es also dem Bürger überlassen, abzuwägen zwischen der gewachsenen – der Plan- und der Idealstadt (wie in meinem Buch erläutert), vertieft am Beispiel Keferbergle, um das Einmalige dieser Stadt auch anhand von geometrischen (Musik-Christen) Kennzahlen zu entdecken… (Hettich im Leserbrief I/2019)

5 Gedanken zu „Keferbergle – eine Chance vertan!“

  1. Und das nächste Ungemach steht schon vor dem Tor.
    Die Fortuna wurde ja auch verkauft und soll in Wohnungen umgewandelt werden.
    Den vorderen Teil werden sie wohl noch einigermaßen erhalten.

    Aber was ist mit der Brauerei hinterm Haus?

    Es wird heute immer über Mauern gewettert.
    Aber war das nicht eine gute Zeit, als die Stadt noch selber entscheiden konnte, wer zuzieht?

    Keine fremde Inverstoren….

    Aber das Schöne am Alter ist ja, dass es irgendwann nicht mehr aufregt,
    was so in der Welt und im Städtle passiert.

    Grieß vum Wunderfitz

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    • Reg‘ dich auf, Wunderfitz!

      Wenn du es nicht tust, geschieht Vieles, was du nicht willst.
      Ich habe mich 10 Jahre lang aufgeregt, beim Gas und beim Strom,
      als wir noch das SVS-Monopol hatten.
      Wenn du willst, melde dich über redbuero.vl@t-online.de und „enttarne“ dich.
      .

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      • Hallo Wolfgang,

        ich habe Jahre gegen Windmühlen, besser gesagt, Strukturen und Geldgier gekämpft….

        Lass mir noch die paar Tage, bis wir die Klarnamenpflicht bekommen.
        Dann werde ich mich dann auch Dir offenbaren. 🙂

        ***Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen,
        wird am Ende beides verlieren (Benjamin Franklin)***

        Also sei nicht so wunderfitzig, sagt der Wunderfitz, und wünscht noch ein schönes Wochenende.

        BTW: Sehr schöne Seite. Gut gemacht! Gratulation.

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    • Muß mich hier noch selber korrigieren. Wenn man sieht, was Villinger an Bausubstanz schon kaputt gemacht haben, kommt es wohl auf die Investoren von außen auch nicht mehr an.

      Viele von den Häusern, die verloren gegangen sind gehörten Villingern. Und wenn man sie dann schwätzen hört, sind sie die größten Villinger. Ja, das sit das Problem mit der Selbstwahrnehmung .- ich finde mich ja auch ganz toll. 😉

      Wunderfitz

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