Keine Fasnet und doch ein 1. Hit – Die Schlagzeile in der Lokalzeitung SK
Wären die Zeilen nicht gewesen
„…die Scheme hasch du garnet erscht abstaubt,
denn dieses Johr kannsch net uf ‚d Fasnet gau“,
hätte man sicher gedacht, okay, die Jungs als Songwriter sind hier tatsächlich mit der gültigen Mundart groß geworden. Wurden sie doch als „echte und waschechte Villinger“ vorgestellt.
Doch war das wohl andres, auch wenn sie mit der Fasnet sozialisiert worden seien….
Und so kam es zum Leserbrief, der keiner werden durfte, weil die Zeitung nur UNABHÄNGIG“ und eben nicht auch frei von Vorjurteilen ist…#
„Die Waschechten“
Man muss nicht Ummenhofer, Säger, Fischer oder Flaig heißen, um als echte Villinger zu gelten oder gar als „waschechter“ Villinger.
Un de Opa mueß 1955 im Neuhäuslewald au ko Stockholz g’macht han. Doch wenn oner a de Fasnet uftritt, er a ’s Mikrofon goht oder gar zwei ufträtet und au no Liedle textet un singe, dann sott mer os ruushere: de hiesig Dialekt!
Über ’s Dialekt schriebe ka mer sich mit de Bärbel Brüderle striite, aber äbe nit ibers Dialekt schwätze!
Drum dät sich de „Conny Cramer“, wenn er denn en Villinger gsi wär, im Grab ebeso rumdräh, wieä de Hermann Alexander Neugart (1893-1974, „Vum Marili un vum Zagategau“), wenn der hett läse miäße:
„…die Scheme hasch du garnet erscht abstaubt,denn dieses Johr kannsch net uf ‚d Fasnet gau“.
Un no hockt au no de Apostroph, de uneh’lich Bruder vum Krawazi-Karle, a de falsche Stell‘.
Also, ’s goht nit ums „waschecht“, wie bi’re Buntwesch 1960 in’ere Weschkuche am „Weschtbahnhof“, sondern dodrum, ob de Aalagefurz no kennt häsch, ob de woasch, wo d‘ Voltastroß un ’s Enggässle sin un ob äber kinnsch zum Athleteplätzle fihre!
Un wenn de dann no de Unterschied kennsch zwische Soapfe un Schampo, no derfsch vu dir a’näh, du wärsch en rächte Villinger.
Un dann derfsch au dichte un singe: „Mir sitzed weinend dehom…“
Am Tag als Conny Kramer starb…
Geht so die neue Fasnet los…?
Warum der Südkurier noch dafür warb,
das weiß wohl keiner.
Bloß
dank‘ ich trotzdem für diese Zeilen
konnt‘ ich doch länger dran verweilen.
Denn mir ging‘s dabei gar nicht gut,
drum hatte ich zunächst ‘ne Wut!
‘nen Lieblingshit aus früh’ren Zeiten
für d‘Fasnet einfach umzuschreiben,
zeigt nicht gerade Pietät,
jedoch, wie‘s heute um uns steht.
Dass die Zeilen Villingerisch meiden,
zeugt auch von den heut’gen Zeiten.
Wo noch kommen solch‘ Zeilen vor,
als man sich trollte durch‘s Riet’sche Tor
und man sich dann die Augen rieb
und wurd‘ zu der Wueschte Opfer-Typ.
Egal ob Maidle, Nachbar oder Lehrer,
doch ‘nen Pauker ist meist schwerer.
Nun, heuer fällt die Fasnet aus,
drum auch kein Kuttel-Suppen-Schmaus.
Man wird zum Strählen nun verdammt
dehom, und dies im ehelichen Liebes-Band.
Dehom zu bliebe – dees isch Stress
drum auf ins Städtle – aber fesch!
Einfach sich uf die Rietgass‘ verirre,
wo sonst am Turm die Krakes schwirre.
Oweh, die Fasnet isch wohl g‘laufe
do nützt auch nit mol lauthals schnaufe,
man sich der Dichterei ergebe
und überm Körperlichen schwebe.
Den Mundschutz statt der Scheme tragen
und sich beim Einkauf damit plagen,
ob es erlaubt, auf diese Art
die Viren meiden – einfach schad‘!
Denn sonst nix läuft in dieser Stadt
die sonst die schönschde Fasnet hat.
Wie hält man’s aus?
Man(n) bleibt daheim,
es muss halt dieses Jahr so sein.
Im nächsten Jahr geht‘s wie bisher,
auch wenn jetz‘ grad zwei Monat schwer.
Dann aber kommt der März,
die Leute sind g’impft,
man rennt hinaus und mancher schimpft,
warum das letzte Jahr so war?
Lag ‘s an der Merkel?
womöglich doch und drum: Na klar!
Das hilft, die Zeit zu übersteh’n
doch bald dahinter wird es richtig schön,
ein neuer Merz trägt wohl die Scheme offen
und darum können alle hoffen,
dass dann die Pandemie entrückt
und uns die Politik entzückt.
Doch wohl auch dann sind Leserbrief von Nöten,
die sprachlich oft die Stimmung tüten
Und man(n) befürchtet, so wird’s kommen,
meist schreiben jene von den gar nicht b‘sonders Frommen.
Bernhard Heidt, VL
Habe eben deinen Leserbrief entdeckt. Super !
Astreines Villingerisch.
Was man vom Herrn Brüderle in diesem Video mit Anselm,
dem Säger, nicht behaupten kann.
Der sollte dringend mal bei seiner Mutter in die Nachhilfe.
Aber dieser sprachliche Mischmasch ist leider Standard geworden!
Auch bei der Zunft! Vor allem bei der jüngeren Generation.
Wird sich wohl nicht verhindern lassen.
Deine Frage nach Voltastrasse, Westbahnhof und Athleteblätzle
wäre einen Wettbewerb wert.
Keep on trucking Dscho
Zum Thema „Scheme“ kann man auch noch was sagen/schreiben.
Im Buch „Aus Villingens Vergangenheit“ schrieb Albert Fischer 1914,
Zitat: Auch die Holzlarven, „Schämmen“ genannt, sind schon sehr alt….
In seinem Buch von 1922 „Villinger Faßnacht – einst und heute“ schrieb Fischer dann von der „Scheme“.
Mir hat es nie eingeleuchtet, dass man Scheme schreibt, aber Schemmä sagt.
Dialekt halt. Nicht zu fassen.
Aber immerhin eine Gelegenheit, sich über Sprache auszutauschen.
So, ich habe fertig! = Neudeutsch. 😉
Wunderfitz, diesmal als Klugscheixxer
Ade un no ä scheene Ziit, bis zu isere Fasnet.
De Wunderfitz am Sunndig
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