Hitzevorsorge für die Zukunft – Wenn der Radmacher einen Schluck spendet
Es heißt, in Deutschland stünden lediglich 1300 Brunnen, aus denen Trinkwasser fließt. Nun will die Bundesregierung Städte und Gemeinden verpflichten, weitere Trinkstellen an markanten, gut frequentierten Stellen aufzustellen. Dies soll als „Basisbaustein einer guten Hitzevorsorge“ gelten.
Denn Trinkwasser aus dem Leitungsnetz müsse künftig an möglichst vielen öffentlichen Orten frei verfügbar sein, erklärte das Umweltministerium nach einem Kabinettsbeschluss. Und so sieht dies auch die EU, damit Bürger künftig Zugang zu sauberem, schadstofffreiem Trinkwasser haben. Anlass waren und sind die bislang extremen Trockenperioden und Hitzewellen.
Dem entsprechend sollen bundesweit etwa 1000 zusätzliche Trinkstellen kommen, die künftig standardmäßig zur öffentlichen Wasserversorgung zählen. Dabei hätten bei Lage, Anzahl und Art der Trinkbrunnen die Städte und Gemeinden „weitgehende Flexibilität“. Zusätzlich steht dies alles im Zusammenhang mit strengeren Vorgaben für die Qualität von Trinkwasser ohne Schadstoffe.
Brunnen und Trinkwasser standen und stehen auch in Villingen seit Jahrhunderten im markanten Interesse der Bürger, denn das wertvolle Gut ‚Trinkwasser‘ braucht es auch für Cola, Bier oder Spezi.
Dieser hehren Aufgabe zur Daseinsvorsorge kommen meist kommunale Versorger nach, obwohl man sich in Villingen oder vielen anderen Kommunen durch deren städtische Wasserversorger bei sogenannten „Schmuckbrunnen“ als „Wasserstellen“ nicht unbedingt laben kann. Freiburg macht da eine rühmliche Ausnahme.
Wurde doch in VS im vergangenen Jahr 2012 für 20 Brunnen und Brünnlein innerhalb der Villinger Altstadt die Frage gestellt, ob es sich denn beim Narro-, dem Romäus- oder dem Kneipp-Brunnen tatsächlich um frisches Trinkwasser handle.
Nein, war die Feststellung, weshalb man in ziemlicher Eile
an fast allen Stelen kleine Messingschilder anbrachte: „Kein Trinkwasser“
Denn die Zeiten bis in die 60er-Jahre waren vorbei, als man aus öffentlichen Brunnen das Vieh tränkte oder Wasser für häusliche Zwecke schöpfte. Allenfalls fand man seither auf Bahnsteigen Trinkwasserspender, um einen Schluck zu nehmen.
Ein solcher erster und letzter Brunnen mit Druck-Ventil und ohne Dauerlauf stand in Villingen beim Niederen Tor, wenn auch deutlich im Abseits.
Doch weil halt mal wieder böse Buben daran manipulierte, ist er längst auch wieder verschwunden. Somit lassen Villingens Brunnen in der Innenstadt die Antwort offen:
Kirschen oder Trauben waschen? Ein Schluck gegen den Hitze-Durst?
Eher nicht. Maximal Hände waschen.
Der traditionsbewusste Villinger kann zwar auf Anhieb sicher die drei markante Brunnen von Narro, Radmacher und der Villingerin nennen, und weitere Standorte werden einem nach reiflicher Überlegung auch einfallen: der Brunnen der Baremer Trachtenträgerin, der des Romäus und des Franziskus und all die vielen, die in den Gassen stehen: Rosengasse, Bärengasse und Gerberstraße, Brunnenstraße und Rietgasse, Kanzleigasse und Färberstraße und natürlich der kunstvolle Motivbrunnen auf dem Münsterplatz von Klaus Ringwald.
Doch gilt nun mal spätestens seit 2021, dass man das Villinger Brunnenwasser nicht trinken kann? Denn auch der Ringwald-Münster-Brunnen wird mit abgeleitetem Wasser aus der Brigach und über den „Sägebach“ gespeist, was dessen Brunnenpflege der Schwebstoffe wegen über das Jahr nicht einfach macht.
Drum auch aktuell im August 2022 die Antwort aus dem Pressebüro der Stadt:
„…das Wasser aus den städtischen Brunnen ist generell kein Trinkwasser.“
Der Bürger ist also gespanntt, wie VS die neue Brunnen-und Trinkwasser-Verordnung umsetzt.
Historisch waren es vor mehr als 200 Jahren (1796) die Brunnen-Aufseher und jeweils drei zugehörige Anwohner, die bei den einstigen 28 (!) Stadtbrunnen die Aufsicht hatten.
Und weil das Brigachwasser beim Riettor in die Stadt-Bächle und zu den Brunnen geleitet wurde, waren „auf dem Kaeferberg“ selbst der Bürgermeister Knoll, der Alt-Zunftmeister Singer und Meinrad Grüninger die verpflichteten „Brunnebutzer“ . Alle Brunnenaufseher, auch der Apotheker, der Kaplan und der Spitalmeister sowie der Chorregent samt dem Löwenwirt und dem Syndicus, waren bestellt, um die stete Reinlichkeit der Brunnen zu sichern.