Vor 50 Jahren letzte Gräberfunde – Spindlers Band III aus 1973 erschien beim Neckarverlag
Kaum ein Bürger der inzwischen gemeinsamen Stadt, der nicht wenigstens den Namen kennt: Magdalenenberg. Eine markante Anhöhe unter der vor weit mehr als 2500 Jahren ein eisen-zeitlicher Großgrabhügel angelegt wurde; im nordwestlichen Rand des Waldgebiets „Laible“ und irgendwie gelegen im Dreieck zwischen Villingens Innenstadt, Pfaffenweiler und Rietheim.
Für das „Magdalenenbergle“, mit einem Volumen von 33000 Kubikmetern einer der größten hallstattzeitlichen Grabhügel Mitteleuropas, gilt nach dendro-chronologischen Werten der Zentral-Grabkammer ein ursprünglicher Durchmesser von 102 Metern und eine Höhe von circa 8 Metern, aufgeschüttet um 616 v. Chr. als gesichert.
Über den hier bestatteten Fürsten und sein Volk ist wenig bekannt. Lange Zeit galt als zugehörige Siedlung eine befestigte Anlage beim Zusammenfluss von Kirnach und Brigach als Keltische Siedlung Kapf, was jedoch nach neuerem Forschungsstand als unsicher gelten muss.
Auf die Erstbestattungen in den ersten Jahrzehnten nach des Fürsten Grablege wurden in und um den Hügel mindestens 126 weitere Gräber angelegt, die allesamt in die eisenzeitliche Hallstatt-Kultur datieren.
INFO
Im Jahre 2011 gelang es deutschen Archäologen mit einer speziellen NASA-Software für das Villinger Fürstengrab Magdalenenberg einen riesigen Mondkalender zu entdecken.
40 Jahre nach der Ausgrabung 1971/73 ist das „Schwarzwälder Stonehenge“ nach Angaben des Mainzer Römisch-Germanischen Zentralmuseums die weltweit älteste keltische Mondzyklen-Anlage.
„Die Anordnung der Gräber um das zentrale Fürstengrab stimmt mit den Sternenbildern des nördlichen Himmels überein“, so das RGZM. Erstmals wurde damit die Mondkultur der Kelten im vollen Umfang sichtbar, was zuvor nicht erkannt wurde.
Im Ergebnis sind die Gräber um das zentrale Fürstengrab – im Vergleich zum englischen Stonehenge – nicht nach Sonnen-Zyklen angeordnet, sondern nach nördlichen Sternenbildern ausgerichtet. Bereits Cäsar soll diese keltische Mondzeitrechnung gekannt haben, durch die der damalige Stand der Sternenbilder von der Winter- bis zur Sommer-Sonnenwende gekennzeichnet war, was die Anlage auf den Sommer 618 vor Christus datiert.
Für die Anlage wurden Stangenreihen gesetzt, um die Mondwenden und die keltische Zeitrechnung zu erfassen, womit Kelten auch Mondfinsternisse voraussagen können. Somit gelten die
Kelten als erste Stammesgruppe der Vorgeschichte mit europäischer Dimension, Eine Kultur, die sich mangels schriftlicher Quellen nur durch Bodenfunde darstellt.
Und schon damals wurde wenige Jahrzehnte später das Fürstengrab geplündert, wie sich am Fund der Spaten der einstigen Grabräuber und den Schäden am Fundgut der Neuzeit darstellte.
Das „Bergle“ als deutlicher Hügel wurde als „Kreuzbühl“ im Salemer Rodel von 1320 in einer Abschrift von 1465 erstmals erwähnt. Eine Karte von 1610 markiert ein „Maria magdalenen creitz“ auf dem Hügel und eine Skizze zur Belagerung von 1704 zeigt an dieser Stelle ein Lothringer Kreuz.
Im Jahre 1633, einer Zeit der Hexenverfolgung, gestand eine Bürgerin unter dem peinlichen Verhör, auf dem Hügel mit dem Teufel unter dem Namen „Cäsperlin“ getanzt zu haben.
Chronologisch gilt, dass der ehemalige Villinger Amtsrichter Heinrich Könige 1887 den Direktor der Großherzoglichen Altertumshalle in Karlsruhe, Ernst Wagner, darauf hingewiesen habe, dass sich „auf dem Magdalenenhügel beim Läuble ein Grabhügel“ befände.
Wagner reiste an und ließ einen Grabungsschnitt anlegen, der den Hügel als aufgeschüttet bestätigte. Drei Jahre später begannen 1890 die Grabung unter dem Villinger Oberförsters Hubert Ganter.
Man ‚kesselte‘ den Hügel und grub von der Spitze in die Tiefe, um die Hügelmitte zu untersuchen. Dabei stieß man auf die Reste eines Fürstengrabes, worauf man auch wegen der Reste eines vierrädrigen Wagens schloss. Doch wegen vorheriger Plünderung in unbekannter Zeit blieben bemerkenswerte Funde aus.
Doch erst 1970 bis 1973 trat der Freiburger Archäologe Konrad Spindler an, der Jahre später als Professor in Innsbruck „Ötzi, den Mann aus dem Eis“ erforschte und als herausragender Forscher auch mit dem Verdienstkreuz des Landes Tirol geehrt wurde. Spindler ließ also den gesamten Hügel als ein Projekt der Deutschen Forschungs-gemeinschaft freilegen.
Dabei gelang es, neben 126 Nachbestattungen der Hallstattzeit mit reichen Beigaben, auch die fast fundleere Bohlenkammer der beraubten Zentral-Bestattung zu dokumentieren und diese zu bergen.
Umstritten blieben längere Zeit die dendro-chronologischen Daten zur hölzernen Grabkammer, die inzwischen als ein Fixpunkt der späten Hallstattzeit gelten.
Wegen der Plünderung durch Grabräuber fanden sich in der zentralen Grabkammer nur eben jene Reste eines vierrädrigen Wagens, eines Pferde-Zaumzeugs, die Knochen des Fürsten sowie die eines Schweins.
Deutlich ergiebiger war das Fundgut der ungeplünderten Nachbestattungen: einfache Schmuckstücke wie Gagat- und Bronze-Blecharmreifen, Drachen- oder Drago-Fibeln aus dem heutigen Slowenien.
Hohe Bedeutung bekam auch ein Bernstein-Collier, das auf möglichen Handel mit dem Ostseeraum hinweist. Als außergewöhnlich gelten Antennen-Dolche aus Bronze und Eisen zu bewerten.
Im Franziskanermuseum kann die Grabkammer mit 8 mal 6,5 Meter als der größte hallstatt-zeitliche Holzfund in Mitteleuropa heute besichtigt werden. Zudem geben ca. 300 Exponate Einblicke in das Leben einer schriftlosen Kultur: Amulette und Kinderrasseln, Rasiermesser und Nagelschneider für die Grundbedarf.
Gibt es seit den 1930er Jahren in der Südstadt die Magdalenenbergstraße, wurde im September 2014 der „Keltenpfad“ eingeweiht, der das Franziskanermuseum und den Magdalenenberg miteinander verbindet. Ein neu angelegter Fußweg mit Informationstafeln ermöglicht eine Umrundung des Grabhügels. Auf der Hügelkuppe wurden einige der archäologisch dokumentierten Stangensetzungen rekonstruiert.
Professor Dr. Konrad Spindler († 2005 April 2005 in Innsbruck) promovierte 1970 in Freiburg zur Vor- und Frühgeschichte.
INFO
„Im Jahre 2011 gelang es deutschen Archäologen mit einer speziellen NASA-Software für das Villinger Fürstengrab Magdalenenberg einen riesigen Mondkalender zu entdecken.
40 Jahre nach der Ausgrabung 2071/73 ist das „Schwarzwälder Stonehenge“ nach Angaben des Mainzer Römisch-Germanischen Zentralmuseums die weltweit älteste keltische Mondzyklen-Anlage.“
Da muss wohl noch das Datum auf 19xx korrigiert werden…. Ausser wir sind im Bereich Zeitreisen.
…nicht immer ist man schlauer als jene,
die bei ihrer Recherche was Überraschendes gefunden haben.
Für mich war dies auch neu.
Wenn das jmd. verifizieren will, dann bitte.
Einfach mal Magdaleneberg(le) googeln… als Ichard@test de
Versteckt sich auch noch. Feigling!“
Du hattest recht!
Ein Tippfehler wohl, keine Zeitreise.
Konnte jeder Rottwieler merke, no wäret andere g’schied bliebe.
Spässle!