Von Villingen über Hamburg und München wieder vor Ort
Aquarell aus 1849 zurück in der Heimat – Getauscht, gekauft, geerbt und jetzt zurück – Museumleiterin nahm in München weitere fünf Original als Schenkung an
Der Deal mit München war nach vier Wochen unter Dach und Fach. Schnelle Kontakte mit WhatsApp und wenige Telefonate, und heimatkundlich war perfekt, was Jahrzehnte als „verschollen“ galt.
Denn das Aquarell, dessen Motiv einst 1849 den Niederländer Pieter Francis Peters begeisterte, war einst vor hier aus nach Hamburg, dann im Tausch nach Villingen zum Galeristen Gebele in der Färberstraße und schließlich in Familienbesitz und als Nachlass nach München gelangt.
Ein Motiv, das in Villingen bisher nur als fotografische und gemalte Reproduktion bekannt ist: einmal in Revellios Beiträgen zur Stadtgeschichte und in Bleistift gezeichnet im Kunst-Kalender 2017 des Traugott Wöhrlin, der – nach Angaben eines Lesers namens Wunderfiz – (siehe Kommentare) 1950 nach Villingen gekommen sei.
Was Peters 1849 zwei Jahre vor Abriss bildlich schuf, hätte auch in den 1960er Jahren „kein ältester Einwohner“ der Stadt mehr erinnert. Denn es war „keine Spielerei, keine blühende architektonische Phantasie“, was er aufs Papier brachte, sondern der einst reale südliche Münsterplatz mit Altem Rathaus und eben dem “Vorzeichen“.
Einem später barocker Anbau am Münster, den man für geschätzte 200 Jahre mit Kuppeldach erstellt hatte.
Ein Bauwerk, das durchaus als „entbehrlich“ hätte gelten können, weil das südliche romanische Säulenportal erst ohne Vorzeichen wieder zur Geltung kam.
Ein historischer Hinweise auf das einstige Vorzeichen stammt aus 1830, als das das Münster ent-barockisiert wurde und 1851 nach 200 Jahren das Anhängsel auf fünf Säulen malerischem Kuppeldach entfernt wurde.
Ein Zeitungsbericht aus 1881 über die Renovierung des Münster-Nordturmes, erwähnt zuletzt Urkunden, die im Turmkopf eingelassen waren.
Unterschrieben von Bürgermeister Julius Schumpp und seinem Gemeinderat heißt es darin:
„Im Jahre 1852 wurde das Vorzeichen abgebrochen, Es stand auf fünf Säulen, zwei gemauert, drei aus Stein gehauen, mit einem gewölbten Plafond und einem Dach aus Kupfer“.
Doch in der Neuzeit war es der Buchbindermeister Gebele in der Färberstraße, der das bildliche Kleinod aus 1849 gegen einen Kupferstich der Hansestadt mit einem Hamburger Kollegen tauschte, das der Niederländer Pieter Francis Peters vor Ort gemalt hatte.
So kam das ominöse Aquarell von P.F.P. aus der Galerie des Gebele an einen Villinger Fabrikanten und an dessen Sohn in München, wo dessen Witwe sich nun nach über 12 Jahren mit einem Villinger Kontakt aufnahm.
Der Reiz daran ging auch Dr. Anita Auer, Leiterin des Museums, weshalb sie jüngst eine Dienstreise nach München antrat.
Und als ob es denn nur glückliche Zufälle gebe, nutzte sie dort auch das Angebot einer Schenkung, das Erben mit Villinger Hintergrund ihr machten:
vier originale Werke des Villinger Künstlers Richard Ackermann und eines von Waldemar Flaig.
Mit dabei der Romäusturm aus dem Zyklus zum Lokalhelden von Ackermann und von Flaig eine Ansicht der Hafnergasse.
Das Berufs-Glück über die insgesamt sechs Übereignungen dürfte bei Anita Auer noch eine Weile anhalten.
Peter Francis Peters (1818 – 1903) war Sohn eines niederländischen Glasmalers aus Nimwegen. Im April 1842 heiratete er in Ludwigsburg die Holländerin Heinrike Gertrude Mali († 1884), die in Mauren bei Böblingen in eine niederländische Malerfamilie geboren wurde.
Das junge Paar lebte zunächst in Mannheim, zog 1845 nach Stuttgart, um Heinrikes Brüder, Christian, Johannes und Hubertus nach dem Tode ihrer Eltern aufzunehmen.
Pieter Francis erhielt von König Wilhelm ein Atelier im Alten Schloss und begleitete dessen Königin Olga auf deren Reisen.
Pieter und Heinrike bekamen die Töchter Anna, Pietronella und Ida Peters. Vater Pieter unterrichtete später alle sechs Kinder im Malen.
Mit dem Maler Herdtle richtete Peters eine „permanente Kunstausstellung“ in Stuttgart ein und sorgte so für einen regen Austausch mit Malerfreunden in München.
War Peters zunächst von der niederländischen Romantik beeinflusst, malte er später fast impressionistisch stimmungsvolle Landschaften, betonte das Atmosphärische und verließ die getreue Wiedergabe.
Mit Familie weilte Peters 1896 bis 1903 viermal auf Schloss Köngen bei Stuttgart, wo er sich künstlerisch ausdrückte und wo er auch eine zahlreiche Werke ließ, die später auch im Braith-Mali-Museum in Biberach an der Riß zu sehen waren. Peters starb 1903 in Stuttgart.
… dees will i dann mol glaube!