Narro im Mangel – Statt Fasnet-Sackgeld  kalte, xottene Herdepfel

Zur Tradition gehören auch Nostalgie und Geschichten

Jährlich wiederkehrend wünschte auch die Sparkasse Villingen den hiesigen Narren immer auch viel närrische Freude und am besten jede Menge Fasnet- oder Hiddelesgeld, was dem Spaß auch zur mehrtägigen Dauer gereichen sollte.

Doch war es allzu oft nicht „de Gori“, wie man in Villingen das Geld in grauer Vorzeit benannte, sondern einfach die Lust an der Narretei.

Begann die Fasnet anfangs des 18. Jahrhunderts für die großen Narro bereits am schmutzigen Donnerstag und dauerte bis Dienstag, durften sich damals nur die Mannsbilder maskieren.

Traute sich aber eine Frauensperson ins Häs auf die Straße, wurde sie ergriffen und in einen der zahlreichen Brunnentröge getaucht oder gar in die Stadtbäche geworfen.

„Narro, Narro, Lumpehund, häsch nit g’wisst, dass d’Fasnet kunnt. Hettsch dȅr ‘s Muhl mit Wasser g’riebbe, wär dȅr ‘s Geld im Beitel blibbe“.

Jahrzehnte später im 19. Jahrhundert wurde das Geschehen der Fasnet insoweit geändert, als der Schmotzige für die großen Narro aufgehoben wurde und nun als „kleine Fasnet“ der Jugend vorbehalten war. Das ging solange gut, bis es an diesem Tag auch die Alten wieder „pfupferte“, um ja „zu ihrem G’sächt, also zu ihrem närrischen Sach‘ zu kommen“. Das soll dann für viele Jahre dazu geführt haben, dass die kleine Fasnet aufgehoben wurde,

Doch eines blieb. Schon im 18. Jahrhundert war ein wichtiger Akt am Fasnacht-Montagmorgen das „Nünebrot“ oder „‘s Gröscht“. Also eine Portion geröstete Leber oder Nieren, die um neun Uhr in den verschiedenen Wirtschaften angeboten und vielfach verzehrt wurde.

Doch gab zu deren Leidwesen auch Narros ohne ausreichend Fasnetgeld, wie alte Narros um 1880 in der Werkstatt von Häs-Moler Fischer erzählten. Dies galt dann auch schon mal für einen früheren Haupt-Narro, der  sich mangels Kleingeld den Leckerbissen – wenn auch nicht für jedermann –  nicht leisten konnte.

Um aber von seinen Mit-Narros nicht gehänselt oder gar mehrfach gestrählt zu werden, erklärte er kurz vor der Speisung im Gasthaus „zum Adler“, dass er leider nichts essen könne, weil er sich den Magen verdorben hätte.

Als die anderen so bei Tisch und beim „G’röstetes“ saßen, habe  man dann doch einmal nach ihm geschaut.

Im Hof war es jedoch nicht nur die frische Luft, die er schnappte, denn er zog und aß aus seinem Hosensack kalte gesottene Kartoffeln. Danach war allen klar, dass er sich der Ärmste nicht den Magen wohl aber „sii Portmonée“ verdorben hatte.
Ob man ihn, den vermeintlichen Haupt-Narro,  dann doch noch zu einem Viertele aus der Gruppenkasse einlud, blieb bis heute unbekannt.

 

 

Schreibe einen Kommentar