Neuer Standort für den Grafen

Graf Berthold III. – Wird ihm und den Bürgern sein neuer Platz gefallen?

Bis heute lautet seit Jahrzehnten und jährlich wiederkehrend eine Frage zur Heimatkunde an die Viertklässler der lokalen Grundschulen: „Was stellt der Ritter bei der Tonhalle noch vor außer seinem rechten Fuß?“

Und die Antwort kommt nicht immer prompt, auch wenn seit 1906 klar, es ist das Abbild des Gründers der Stadt, Berthold, der III. Steht er doch seit 1906 bereits an seiner zweiten markanten Stelle im Süden der Altstadt. Geschaffen von Josef Ummenhofer, dem Steinmetz und einstigen Lilien-Wirt zur 100-jährigen Wiederkehr des Anschluss der Stadt Villingen an Baden.

Nun aber soll sich gerade dort was Auffälliges verändern: der Bertold, seit Jahrzehnten auf seinem riesigen Findling aus Granit, dereinst gestiftet von Lukas Duffner, dem „Roten Buur“ aus Schonach auf den ersten Standortwechsel rüber zu ehemaligen Finanzamt, heute Commerzbank, wird umziehen. Grad mal eben 30 Meter nach Osten in die Fluchtlinie der Häuserzeile der Gerberstraße.

Das nun soll geschehen in der letzten Augustwoche 2024, wenn erst noch die mit 16 Tonnen Gewicht geplante Sitzplatz-Beton-Platte in den wuchtigen Maßen von vier mal sechs Meter und 60 Zentimetern Sitzhöhe gegossen sein wird.

Kaum zu glauben, meinen die wenigen Insider, die davon bereits erfuhren, und auch die aktuell beschäftigten Bauleute aus Bonndorf zucken mit den Schultern ob der Architekten-Planung vom Granitsockel auf die Betonplatte mit Sitzplätzten.

Nachdem man dem lokal bekanntesten unter den ‚Zähringern‘ in 2017 eine Hockdruck-Wasser-Reinigung gegen die Flechten beibrachte, konnte Berthold in seinem sandsteinernen Habit mit Schwert Helm und Rüstung erneut geradezu fotogen strahlen. Denn  das Werk der „Reisigen, der Vasallen, der Söldner und der ritterlichen Knappen“ in städtischen Diensten galt seither mehr als gelungen.

Berthold III., dem wohl eigentlichen Stadtgründer, einst mit viel Pomp aufgestellt 1906 zum Hundertjährigen der Zugehörigkeit zu Baden, kam nämlich auch mehr Licht und Sinn ins männlich bärtige Antlitz.

Ein zu großer Baum wurde entfernt und ein pflanzlicher Jungbaum-Neuling zu seiner Linken schafft nun auch den Fotografen mehr Sicht, mehr Licht und weniger Geäst.

Berthold, der Stadt-Gründer, eines der markantesten Denkmale in unserer Stadt, stammt aus der Werkstatt von Bildhauer  Josef Ummenhofer, der den später veränderten Standort und dessen Sanierung nicht mehr erfahren hat. Denn erst 1997 – dank einer Bürger-Spenden-Initiative initiiert durch Werner Jörres und Herbert Schroff – wurde der beschädigte Berthold wieder ein ganz ansehnlicher Ritter auf seinem Granit-Sockel.

Bildhauer Ummenhofer war zu seiner Zeit auch Wirt im Gasthaus „Lilie“ (1872 – 1884), das sich in der Rietstraße 5 befand, dem späteren Kaufhaus Raff und dem heutigen Drogeriemarkt Müller.

Und Ummenhofer, der Bildhauer, wirtete auch im „Felsen“ von 1884 – 1902 in der Gerberstraße 45, heute Hauptanstalt der Sparkasse. Ein Zeitgenosse also, der Spuren in der Zeit um die vor-vorige Jahrhundertwende hinterließ.

Jetzt nun darf man gespannt sein, ob die Bürgerschaft den Umzug Bertholds so ganz freiwillig toleriert und er am neuen Standort zum Kaiserring auch gewürdigt wird, ohne dass man den Rittersmann auf die Schnelle mal besteigt, wogegen er sich um das Jahr 999 sicher und zweifelsfrei gewehrt hätte…

1 Gedanke zu „Neuer Standort für den Grafen“

  1. Also,ich finde es eine gute Sache.
    Der Graf hat wahrhaft ein Schattendasein geführt.
    Wenn es schon so ein Denkmal gibt, soll es auch sichtbar sein.
    Ich fühle mich schon deshalb engagiert, weil meine Eltern mir
    aus Lokalpatriotismus den zweiten Vornamen Berthold gegeben haben.

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