Der Gymnasiallehrer und Historiker publizierte Villingens Geschichte 1964 auf 500 Seiten
Heute in 2019 ist es bereits 20 Jahre her, seit die Villinger 1999 mit großem Pomp, mit üppigem Festzug und feierlichen Jubiläumstagen ihre 1000-jährige Geschichte feierten.
Neben solch großen Gedenktagen gibt es aber auch jene, die seit Jahrzehnten den Reiz der Stadtgeschichte bestimmten und keinesfalls vergessen sind. Denn vor 55 Jahren (1964) publizierte Professor Paul Revellio mit über 500 Seiten samt 150 Abbildungen und Fotos die bemerkenswerten, ja bis heute phänomenalen „Beiträge zur Geschichte der Stadt Villingen“. Seine Leistungen zuvor waren indes schon Grund genug, ihn bereits 1952 mit dem Bundesverdienstkreuz zu ehren und ihn zu seinem 75. Geburtstag 1961 zum Ehrenbürger der Stadt Villingen zu küren.
Revellio (* 24. September 1886 Hüfingen; † 1. Juli 1966 Villingen) wurde als Sohn des Buchdruckers Carl Revellio in Hüfingen geboren. Er besuchte dort die Volksschule und danach das Gymnasium in Donaueschingen, worauf er das Studium der Geschichte an der Universität Freiburg aufnahm und er dort 1913 bei Heinrich Finke mit seiner Dissertation „Hans, der Gelehrte von Schellenberg“ promovierte.
Ab 1919 bis 1952 avanvcierte Revellio zum Gymnasialprofessor für Deutsch und Geschichte am Real-Gymnasium Villingen und war begleitend auch Stadtarchivar in Villingen (1919–1966). Aus dieser Position heraus veröffentlichte Revellio zahlreiche Beiträge zur Früh- und Kunstgeschichte seiner Heimat, mit wesentlichen Forschungs-Beiträgen zur vor- und frühgeschichtlichen Fundstellen in der Baar, was ihm auch durch seine Funktion als Grabungsleiter bei der römischen ‚villa rustica‘ in Engen-Bargen möglich wurde. Und Revellio versäumte nicht, den Aufbau und den Erhalt des Franziskaner-Museum in Villingen zu fördern.
Gesammelte Raritäten. Revellio gestaltete während seiner Dienstzeit in den 20er Jahren auch die Villinger Altertümersammlung, die zuvor ein loses Sammelsurium an Raritäten war. Ein Faible hatte Revellio auch für den Hafner und Künstler Hans Kraut, für die Villinger Wandteppiche und den Druck eines Museumsführers.
Schließlich war es auch Revellio, der 1929 die Gemeinderäte überzeugen könnte, die Schwarzwaldsammlung von Oscar Spiegelhalder zu kaufen. Sie ist bis in unsere Tage von überragender volkskundlicher Bedeutung.
Bescheidener Dank. Im Vorwort zu seinem historischen Werk benennt Revellio, dass die umfangreiche Textsammlung auch als „bescheidener Dank“ gelte für eine ihm zuteil gewordene Ehre. Denn zu seiner Pensionierung 1952 hatte man ihn für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen und zum 75. Geburtstag erhob man ihn in den Stand eines Ehrenbürgers der Stadt Villingen
Auch wenn sich Herausgabe von Revellios Werk gerade nicht jährt, dann soll ihm als leidenschaftlichem Historiker, der mit einem überaus populären, dicken und spannenden Buch, der Pflichtlektüre für jeden Stadtführer, einen Markstein gesetzt hat, zum Jahrtag seines Todes vor 50 Jahren gedacht werden.
Denn für unzählige Villinger sind Revellios Beiträge noch immer „eine Fundgrube für jeden Heimatfreund“. Seit damals, 1964, herausgegeben zu einem doch niedrigen Preis, wohl nicht zuletzt deshalb, weil das Werk als vierte Folge der Schriftenreihe der Stadt aufgelegt wurde.
Arbeitsames Leben. Das Werk selbst ist mehr als ein Inventar an Beiträgen aus einem überaus arbeitssamen Leben als Schulmann und Historiker, als Archivar und verdienter Kustos der städtischen Sammlungen. Es ist ein Repetitorium, ein Nachschlagewerk für die heimatgeschichliche Orientierung.
Revellio schreibt 1964: „Mehr denn je braucht man jetzt die gesunden und bewahrenden Kräfte der Vergangenheit; sie aus dem Schutte, den eine unglücklichen Gegenwart über sie gehäuft, wieder freizulegen…“.
Bis heute ist das Werk erhältlich, auch in lokalen Antiquariaten, und so bleibt es eine Lektüre, die verständlich und spannend und in populär-wissenschaftlicher Darstellung den heimatkundlichen Laien erfreut und verwöhnt.
Seit mehreren Jahrzehnten ein „quellenreiches Neuland“ mit zahlreichen Abbildungen (150), die im individuellen Geschichtsbewusstsein vieler Bürger Platz genommen haben.