Mit Ende des stark belasteten Kalenderjahres 2020 endet für die Schüler aller Schularten und Klassen und Jahrgänge – wenn auch grad mal knapp – ein halbes Schuljahr. Geprägt von Corona-Auflagen, Wochen-Wechsel-Unterricht, Maskenpflicht, Home-Schooling, Vertretungsplänen, neuen Selbsttests und Hygienemaßgaben.
Das alles haben nun wohl die Heranwachsenden an den Gymnasien am ehesten verstanden, toleriert, akzeptiert und mitgemacht. Vor allem auch jene, die als Berufsschüler ihrer theoretischen Bildung nachgingen. So auch an den Kaufmännischen Schulen beider großen Stadtbezirke, deren Schüler und Lehrer in verschiedensten Berufen oft auch aus der ganzen Region kommen.
Nicht einfach für alle Beteiligten in allen Fächern und Disziplinen, mit und ohne Blockunterricht, meist aber auch mit Klassenarbeiten, Referaten und Hausarbeiten.
Bei den Gedanken an die Situationen an die diversen Berufsschulen des Landkreises zwischen Furtwangen Donaueschingen und Schwenningen fällt auf, dass eigentlich nur wenige einen Schulnamen führen, der mit einer historischen, politischen oder wirtschaftlich Person in Verbindung steht:
Albert-Schweitzer-Schule, David-Würth-Schule, Robert-Gerwig-Schule Furtwangen, nicht aber die Fachschule für Landwirtschaft, die Gewerbliche Schulen Donaueschingen nicht, auch nicht die Kaufmännische- und Hauswirtschaftliche in Donaueschingen, nicht die Landesberufsschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe, das Technisches Gymnasium VS-Schwenningen nicht und auch nicht die Kaufmännischen Schulen 1.
Eigentlich schade, denn das Schulgesetz für Baden-Württemberg vom 1. August 1983 benennt in
Paragraf 24 Name der Schule (1) Jeder öffentlichen Schule gibt der Schulträger einen Namen, der die Schulart und den Schulort angibt und die Schule von den anderen am selben Ort bestehenden Schulen unterscheidet.
(2) … ist die Schulaufsichtsbehörde von der beabsichtigten Namens-gebung zu unterrichten. Diese kann die Führung des Namens untersagen, wenn pädagogische Gründe oder öffentliche Belange es geboten erscheinen lassen.
Als jüngst die starken Villinger Geburtsjahrgänge 1948/49/50 mit ehemals um die 200 Buben und Mädchen ihre 70-er Feier abhielten, ist es auch sieben Jahrzehnte her, dass die ersten Jungkaufleute als Nachkriegs-Jahrgänge 48/49/50 ihren fast ungestörten Schul-Abschluss an der Villinger Handelsschule machten.
In schwieriger Zeit und 12 Jahre zuvor hatte die lokale Handelsschule Schule zur Wiederkehr des Todestages von Saba-Gründer Hermann Schwer durch Erlass des Ministeriums für Kultur und Unterricht den Namen „Herman-Schwer-Handelsschule und Höhere Handelsschule“ erhalten.
Das sollte daran erinnern, was Villingens „hoch verdienter Mann“ für die lokale industrielle Entwicklung seit 1919 getan hatte. Doch der Personenname der kaufmännischen Berufsschule blieb nur für wenige Jahre, weil bis 1945 die SABA auch Zwangsarbeiter beschäftigt hatte, was eben NS-historisch als späte Belastung galt.
Von all dem unbelastet war die Zeit danach, in der die angehenden Kaufleute samt ihren Lehrern als Untermieter bei der Oberschule, dem heutigen Romäus-Gymnasium untergebracht waren.
Jene Zeit auch, für die der Schulleiter zum Schuljahresende 1949 feststellte, dass besonders die schulischen Leistungen der männlichen Schulbesucher „mangels Hausfleiß“ schlecht waren. Seinen behördlich erwarteten Jahresbericht verfasste Schulleiter Josef „Netze“ Netzhammer als neuer ‘Direktor‘ dann für den Festakt am 30. Juli 1949:
„Bei insgesamt 200 Schülern der Berufsschule und der höheren Handelsschule konnten wir im Januar 1949 auch eine Bankfachklasse mit sechs Mädchen und 12 Jungs bilden, die ihre Lehre an den Bankplätzen Villingen, Rottweil und Tuttlingen machen. Der Gesamtzustand von Schülern und Lehrern ist befriedigend“,
so Netzhammer.
Auch wegen der besseren Ernährung und beeinflusst von der Währungsreform im Juni 1948. Kläglich waren nur der missliche Bestand von zwei Schreibmaschinen und die Tatsache, dass auch der Koch-Unterricht nicht stattfand, weil man die Kapazität für die Schülerspeisung und die Flüchtlingsfürsorge benötigte.
Doch Sport und Turnen kamen nicht zu kurz. Also wöchentliches Antreten bei Studienrat Lothar Schill in der Turnhalle des Gymnasiums.
Vierzig Jahre später kam aus den Reihen des Kollegiums der Vorschlag, sich doch einen neuen „Personennamen“ zu geben, wobei an „Rollmann von Dattenberg“ gedacht wurde.
Dietrich Rollmann war von 1624 bis 1632 Komtur des hiesigen Johanniterordens und in diesem einer der bedeutendsten Komture in Villingen. Mitten im 30jährigen Krieg gab er 30 000 Gulden, um die Kirche zu erhalten und auszustatten. Ein Betrag, der den Bedarf überstieg und sich ein großer Rest durch Zinsen bis 1805 auf 35.000 Gulden erhöhte. Rollmann war somit ein vortrefflicher Verwalter großer Einkünfte, die seinem Familieneigentum wie auch aus dem Orden stammten. Die Kirche der Kommende wurde renoviert, mit Bildern, Paramenten und neu mit einer Orgel ausgestattet.
Doch in den 1990ern gefiel der Schulbehörde des Kreises der Vorschlag „Rollmann“ eher nicht So hieß es: „Schulnamen sind Angelegenheit des Amtes!“
Über eine Alternative wurde in jener Zeit nicht mehr nachgedacht, und so kam es, eher schnöde, zu „KS1VS“.