Villingen/Unterkirnach. Würde man in Villingen die Frage stellen, zu welcher Gemarkung gehören die Romäusquelle, die Ruine Kirneck und der Salvest samt Forsthaus, dann zählte man sicher auch den Salvest zur einstigen Zähringerstadt.
Doch letzteres stimmt eher nicht. Denn der Geschichtspfad Unterkirnach weist mit einem Info-Schild nahe dem Forsthaus beim Spielgelände aus, dass an dieser Stelle 1784 der Landwirt, Zimmermann, Uhrmacher und Mühlen-Doktor Jacob Blessing (1726-1794) ein sogenanntes Taglöhner-Gütle, eine einfache Unterkunft für ungelernte Gelegenheitsarbeiter, errichten ließ.
Hier hat schließlich sein begabter Sohn Carl Blessing (1769-1820) in seinem letzten Lebensjahr das erste Schwarzwälder Orchestrion begonnen und legte damit den Grundstein für einen neuen Industriezweig. Carl Blessing wurde als Tüftler zum Urvater des Schwarzwälder Orchestrions.
Carl Blessing wurde wohl in Unterkirnach geboren. Er lernt. Holz kunstvoll zu bearbeiten und stellt mit seinem jüngeren Bruder Martin Drehorgeln her, repariert kleine Musikwerke und verbessert ständig deren Mechanik.
Die mechanischen Musikwerke steckt Carl Blessing in immer größere Gehäuse. Sein letztes Werk, das erste Schwarzwälder Orchestrion, baut Carl Blessing 1820 kurz vor seinem Tode.
1831 vollendete sein Bruder Martin Blessing während drei Jahren das erste große Orchestrion. Mit 164 Pfeifen, 15 Registern, einer Trommel und einer Triangel wurde zu einem der großen Musikschränke späterer Jahre.
Begabte Jugendliche wurden von Martin Blessing in fünf bis sieben Jahren zu Musikwerkbauern ausgebildet.
Mit der Folge, dass sich der Orchestrionbau in den nächsten Jahren von Unterkirnach aus nach Vöhrenbach und Furtwangen ausdehnte. Im Laufe der Zeit folgten Villingen, Schonach und Schönwald.
Somit gilt Unterkirnach als die Wiege des Schwarzwälder Orchestrionbaus, was den Blessings zuzurechnen ist. Zu Ehren von Carl Blessing hat man seinen Grabstein des Tannheimer Steinbildhauers Humbert Müller restaurieren lassen und ihn als Gedenkstein gegenüber des Eingangs des Bürgerhauses aufgestellt.
Carls Ehefrau Gertrud lebte als Witwe wohl viele weitere Jahre am Salvest, bis sie dort ein tragisches Ende fand. Im Jahre 1843 starb Gertrud im hohen Alter von 78 Jahren eines unnatürlichen Todes.
Ein Täter konnte nicht ermittelt werden.
Heute ist der Geschichtspfad Unterkirnach als Rundwanderweg knapp 12 Kilometer lang bei 400 Höhenmetern, die zu leisten sind.
Die deutlich kleinere Dorfrunde beträgt knapp vier Kilometer, zählt aber ebenfalls mit zum Wander-Paradies Schwarzwald und verspricht den Umlauf mit Erlebnisgarantie.
Wenn auch ohne Sichtverbindung bei einer Distanz von 333 Metern, sollten Wanderer zum Salvest oder zum Breitbrunnen nicht versäumen, sich die Ruine Kirneck zu betrachten.
Deren frühere kleine Burg über der einstigen Wegeverbindung nach Neustadt und Freiburg diente einst auch räuberischen Herren, die durchziehenden Kaufleute eher unsanft zu deren Maut-Zahlung aufforderten und diese sich lieber der Gewalt beugten.
Die kleine Burg wurde Ende des 12. Jahrhunderts von den Herren von Kirneck erbaut, die in familiärer Folge als Ministerialen den Zähringern dienten. Erstmals wird 1185 ein Hugo von Kirneck genannt, die Burg selbst wird um 1280 urkundlich benannt. Um 1400 starb das Geschlecht der Herren von Kirneck aus und die Burg fiel 1506 an die Stadt Villingen.
Die Höhenburg wurde 1810 abgebrochen und als Steinbruch für die Straße ins Kirnachtal genutzt. Lange Zeit vor diesem Abbruch soll noch ein Bergfried vorhanden gewesen sein und am Fuß des Felsens befand sich außerdem eine Kapelle, die 1496 dem heiligen Wendelin geweiht war. Von der ehemaligen Burg sind noch eine 18 Meter lange und sieben Meter hohe Schildmauer sowie Mauerreste erhalten.
Der Toreingang an der Schildmauer wurde erst in jüngerer Zeit angebracht. 2010 wurde die Anlage renoviert, nachdem sie lange Zeit wegen Einsturzgefahr gesperrt war.