Schmiede-Zunft und die Pferde des Wohlstands

Von ehemaligen Schmieden, den Naglern und den Ifflingern

Der Ifflinger Stadthaus und links das der Zacher-Liesel, das später die historische Zunftstube beherbergte und leider seit Jahren nicht wieder bewirtet wurde.

Das Beständigste an einer Stadt ist der Wandel, was nicht nur für das alte Villingen sondern längst auch für VS gilt. Ein Wandel über Jahrhunderte, der mit vielen Handwerkernamen verbunden war und ist, ist die Tatsache, dass vor mehreren Jahrzehnten die letzte Schmiede- Werkstatt schloss, die von Hans Stern (1926- 2008) in der Rietstraße betrieben wurde.

Schon 1955 deutete sich an, dass das Schmiedehandwerk wohl nicht mehr lange bestehen werde, als es hieß, dass der ‚Schmied-Flaig‘ in der Bickenstraße zum Blumenladen umgebaut werde. Obwohl das Haus manchem als „alt‘ Glump“ galt, blieb es vordergründig als denkmal-geschützt erhalten, wie auch das Nachbarhaus der „Zacher-Liesel“, das dem Brauereibesitzer Franz Metzger sen. gehörte. Letzteres wurde mit dessen Entgegenkomm gar im ersten Obergeschoss, dem badischen zweiten Stock, als „Zunftstube“ rekonstruiert, woran der Villinger Historiker Paul Revellio hohen ideellen Anteil hatte.

Das Wappenschild der Ifflinger mit Bezug zum Paradies und zu Adam und Eva: in rotem Schild eine goldene Lindenstaude. Dass ‚Eva‘ (re.) ein wenig glotzt, ist wohl der letzten Sanierung zuzuschreiben…

Daneben lag, einzelne Innenstadt-Villinger der Jahrgänge vor 1950 können oder konnten sich noch erinnern, der Kolonialwaren- und Gemüseladen des Kaufmanns Kaster und gleich ums Eck das Lager der Großhandlung Heinzmann.

Wurde noch 1955 bedauert, dass man  die Schmiede-Werkstatt des Richard Flaig, dem letzten Eigentümer, in ihrem mittelalterlichen Zustand der Nachwelt nicht erhalten habe, galt damals wenigstens der Rat von Hermann Alexander Neugart, man möge sich noch mal einen Rückblick auf  frühere Jahrhunderte zu verschaffen. Derweil blieb die Fassade mit dem gotischen Erker stehen.

Es war Ferdinand Flaig, der im 19. Jahrhundert die bestehende Schmiede gekauft und beruflich übernommen hatte, die er später an seinen Sohn Josef weitergab. Zum Hof hin und schon zur Gerberstraße markierten in jenen Jahrzehnten die Torbögen den Zugang zu Stallungen und Scheune, gekrönt von der gemeißelten Jahreszahl 1670.

Viel älter ist das Vorderhaus mit dem gotischen Erker und dem Wappenschild der Ifflinger von Graneck, der einstigen Schlossherren von Niedereschach.

Markant bis heute: die Hausmarke des Hufschmieds Josef Stortz aus 1819, später Wirtshaus ‚Kronprinz‘ an der Niederen Straße.

Wie  fast alle Grafen und Burgherren der Region hatten auch die Ifflinger ihre „Stadthaus“ oder gar ihr „Stadtschlösschen in Villingen“, wo sie sich aufhielten, wenn zur Festlichkeit gerufen wurde oder wenn sich eine Fehde anbahnte.

INFO

„Schloss Graneck bezeichnet eine abgegangene Burg, die auf der Gemarkung der heutigen Gemeinde Niedereschach lag. Graneck lag wohl auf dem Berg zwischen den ehemals selbstständigen Gemeinden Fischbach und Schabenhausen. Ein Bruno von Graneck  wird erstmals 1281erwähnt.  Nach dem Erwerb durch die Ifflinger im Jahr 1465 nannte sich dieses aufstrebende Adelsgeschlecht nach dieser Burg. Die Gemeinde erwarb das Schloss 1778 mit den zugehörigen Gütern;  bis auf einen Teil des Ökonomiegebäudes wurde es schließlich abgerissen.“

So hatten die Adligen auch große Bedeutung für die Schmiede und eben für die „Pferdestärken“ der Adligen, ebenso wie die Habsburger Besatzungs-Reiterei oder hohe Besucher wie Kaiser Sigmund während seiner Herrschaft von 1410 – 1519 oder Maximillian I. (von 1493 – 1518), der gar einmal in Villingen der ihrer Schönheit wegen berühmten Maria Blanka von Burgund begegnet sein soll.

Die vermeintlich erste Begegnung der Beiden soll der Legende nach aber auch 1477 im Schloss zu Gent erstmals stattgefunden habe. Doch Maria verstand kein Deutsch und Maximilian sprach nur unzureichend Französisch, weshalb sich die Brautleute wohl mittelmäßig in Latein unterhielten. Das alles aber bewegte die Schmiede in Villingen eher nicht, die sich auf stets einige hundert Pferde der Adligen und ihrer Entourage einstellten. Denn Pferde galten nicht nur als Zeichen des Wohlstandes, sondern gaben den Schmieden und deren Gesellen jede Menge zu tun.

Zu denjenigen, die früher hier nicht nur Hufe schmiedeten, gehörten die Meister Schumpp und Meder in der Niederen Straße, ebenso beim späteren ‚Kronprinz‘ der Huf-Schmied Stortz , der Schmied Stöhr in der Oberen Straße, der Meister Stelz und in der Gerberstraße der Hofsäß.

Zunftzeichen der Schmiede am Haus des Hans Stern in der Rietstraße. Die Zunft schuf dereinst ab 1533 mit 100 Pfund Heller eine Stiftung, nach deren Zweck  erkrankte Gesellen und Lehrlinge im Spital zu pflegen waren.

Der letzte seiner kraftvollen und mannhaften Zunft war Hans Stern (1926- 2008) in der Rietstraße.

Und weil sie ebenfalls zur Zunft zählten, seien auch die Nagel-Schmiede genannt: Rahm in der Schlöslegass‘ und der Nagler-Zanger in der Niederen Straße.

All derer Zunft-Spruch:

„Den Hammer wählt die Zunft als Mannesstärke Zeichen – vom Schmied wird ewig nie die Bürgertreue weichen.“

 

 

 

 

 

 

 

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