Villingens Fotografen des 19. Jahrhunderts

Für Minuten stillstehen! – 200 Jahre Fotografie und 150 auch in Villingen

Zu einer lokalen Attraktion in der Stadt wurde im Jahre 1870 das fotografische Atelier des Christian Kurz, das dieser im Garten des Gasthauses „Hecht“ in der Oberen Straße etabliert hatte.

Versprechen: die Platte bleibt erhalten bei Neuninger & Fickeisen

Doch dessen lokaler Verbleib mit seinem Bild-Handwerk dauerte nicht lange, denn schon 1873 zieht der inzwischen zweite Villinger Fotograf Heinrich von Herzer weg. Wer also eine „Conterfei“ von sich besitzen oder es verschenken wollte, der pilgerte sonntags nach Mönchweiler, wohin Kurz sein Atelier verlegt hatte.

Das alles geschah, weil die Gebrüder Oberle, der eine Müller, der andere Bäcker, den „Hecht“ gekauft hatten, eine Bäckerei eröffneten und beide begannen, auch Backöfen zu bauen, die mit einer Lampe die Ofenkammer beleuchteten,  was den beiden großen fachlichen Zuspruch einbrachte.

So dauerte es bis 1877, bis die beiden  Fotografen Valentin Neuninger und Otto Fickeisen mit ihrem gemeinsamen  Handwerk  um Aufträge  warben.

Doch war deren Kooperation keine große  Dauer beschert.  Neuninger stieg aus und Otto Fickeisen führte das Geschäft mit einem „Compagnon Becker“  weiter.

Portrait aus dem Atelier Schönbucher: Junger Mann mit Krawatte und Frisur der Zeit

Auch Neuninger blieb sich und seinem Handwerk treu, empfahl sich erneut seiner Kundschaft und suchte den Wettbewerb,  als er 1882 ein neues Atelier eröffnete, diesmal  im Garten der ehemaligen „Huber‘schen Restauration“ an der Brigach, die später zur „Tonhalle“ wurde.

Wie immer es kam, schon zwei Jahre später gaben auch Fickeisen& Becker auf und überließen ihr Atelier einem Berufskollegen  namens  J. M. Pfrommer.

Und warum auch immer – schon wenig später gab Neininger sein Atelier bei der Tonhalle an Gustav Schumpp ab.

Das alles geschah zu einer Zeit, als 40 Jahre zuvor die Fotografie aus der Taufe gehoben war und 1839 die Akademie der Wissenschaften und der bildenden Künste in Paris dazu eingeladen hatte, um erstmalig zu bestaunen, wie man Momente bildhaft einfangen und festhalten konnte.

Begründer der Fotografie war der Franzose Joseph Nicéphore Niépce, der seiner Idee nachhing, Bilder mit der „Camera Obscura“ festzuhalten, was ihm erstmals 1826 mit der Heliografie „Blick aus dem Arbeitszimmer“ gelang.

Wie immer auch die ersten Villinger Fotografen die Historie der Fotografie kannten, eine neuere Optik, eine bessere Ausstattung und Technik hatten die Daguerreo-Typie, die 1839 erstmals publik wurde, schon weit übertroffen.

So kam es auch ab den 1870er Jahren zu einem regelrechten „Hype“ um die neue Fotografie und weitere Foto-Ateliers öffneten in Villingen.

Atelier des Hugo Schönbucher; links am ehemaligen Kloster der Kapuziner

Es folgte als freier und selbständiger Fotograf  Heinrich Oeser, und auch Eduard Lieberknecht, Brigachstraße 7 mit Telefonanschluss 89, bot sich und sein Atelier an mit Portraits, für Gruppen, für Moment- und Blitzlichtaufnahmen und im Ergebnis bis zur Lebensgröße

Weitere Ateliers in der Zeitenfolge ab 1900 unterhielt Fotograf Doege am Bertholdplatz und Hugo Schönbucher, der sich im Nebengebäude des Kapuziner-Gebäudes an der Niederen Straße etablierte (Foto).

Fotokaufmann Walter Bräunlich – er wurde 1945 kommissarischer Bürgermeister. Eine Überraschung in der Bürgerschaft.

Und nach 1945, so erinnern sich bis heute die entsprechenden Geburts- und Schuljahrgänge, führten ihre Ateliers, ihre Labore, Film-und Fotogeschäfte  Walter Bräunlich, der für ein Jahr sogar Bürgermeister war; Foto-Mück in der Oberen Straße; Carl Sauer (später Rolf Schweizer und Dieter Liebig)  Niedere Straße und bis heute Foto-Singer in der Oberen Straße.

Was nun riet in all seinen Berufsjahren Villingens „rasender Reporter und Fotograf“ Herbert Schroff den Amateuren mit der „Schnäpperle-Kamera“ und zu deren Personen-Motiven: „Machet emol e Xiächt“ und „Blende 8, wenn die Sonne lacht.“

 

„Mann mittleren Alters“: Portait aus dem Atelier Schönbucher beim ehemaligen Kapuzinergebäude

Signets auf den Foto-Bild-Rückseiten von der frühen Fotografen.

 

Signet auf  Fotoarbeiten von Eduard Lieberknecht

Zwei posierende Mädchen 1941am Trachtenbrunnen Bickenstraße – von heutigen Enkeln erkannt??

 

 

 

 

 

2 Gedanken zu „Villingens Fotografen des 19. Jahrhunderts“

  1. Bei den Fotografen nicht zu vergessen:
    „Walter Annuss“, der 40 Jahre lang die Filiale von Foto Singer
    im jetzigen Café Dammert in der Rietstraße geleitet hat.

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    • …ja, da hat er recht,
      der Peter Fackler, auch Lädele Fackler genannt.

      Jetz aber woaß mer nu nit, ob de Peter sine letschte Passbilder vu
      1965 hät dert mache lau…
      Wemer moal anäh, dass er se nit selber mit e baar Stift us sim Lade selber g’molet hät…

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