Zungenbrecher für Zunftmeister und lokale Honoratioren
H.A. Neugart (1893 – 1974) war Vorreiter der Mundart-Transkription
Einmal im Jahr ist Tag der Muttersprache! Wissen Sie wann? Haben Sie etwas bemerkt? Hat sich der gebürtige Villinger seither in seiner „Mottersproach“ unterhalten?
Wohl am ehesten nur am Stammtisch!? –
Und so fällt mit Blick auf die bevorstehenden Hohen Tage der Fasnet in Villingen nicht nur dem Einheimischem auf, dass die Mundart rund um Villingen und in den nahen Weilern wie Nordstetten und Volkertsweiler einem zugezogenen Bürger ganz individuell und vereinzelt Verständnis-Probleme bereiten kann.
Weil nun mit dem 6. Januar auch die Villinger Mundartsprache zum phonetischen Medium wurde, vermeldete einst ein junger, historisch orientierter Zunftmeister: „Ich schwätz‘ Villingerisch. Je meh‘, je besser!“
Damit das mit der lokalen Muttersprache nun bis zu den Hohen Tagen ganz sicher „no meh un no besser word“, scheint ein kleiner Mundart- Exkurs angemessen, um sich mit einer geschriebenen Variante ‚Mundart-fit‘ zu machen.
Für zugezogene Neubürger und aufmerksame Touristen und jede Menge Narren ist er nämlich und alltäglich in jedem Fall eine örtliche Besonderheit: der alemannische Dialekt.
Hermann Alexander Neugart (1893 – 1974) war ein hiesiger Alemanne, der bis heute als Vorreiter der Mundart-Dichtung und als Autor des alemannischen Heimatromans gilt. Ihm verdankt die Nachwelt nicht nur den Roman über den legendären Romeias Mans, sondern auch eine Veröffentlichung zur „phonetischen Transkription“ der hiesigen Mundart.
Allen, die sich (auch bei den Zünften und Gilden) nicht sicher sind, ist es auf eigene Gefahr überlassen, weiter zu lesen:
Vum Marili un vum Zagategau
Dees sin no Ziite gsi, ’s hät om grad blangered, bis mer am Mentig- oder am Zischtigzobed hät kinne gi Zagate gau. Mengmol isches eweng bschnotte heärgange un d‘ Schtube isch gnottletvoll gsi. Uf em Disch sin Pasili gschtande oder Badengili, am Ofe isch e Dragede Käaholz glege zum aafire, un im Ofeloch isch e Kächili gsi mit e baar Schapfe us de Wassergschtande, dusse nebem Dachkäerner.
Vu de Alte isch äwel zerscht de Becke-Xaveri kumme, deär Doagaff! Un wieä ischer ämol a’gschieret gsi? D‘ Hose ischem a sim Ranze nabglotteret, baischke hät er miese wieä e alti Kue, deär alt Dolori, un no isch er au no zvorderschtna ghocket, deär Koog.
Do hät ‚r a sire Dubackpfiife sucklet un de Schbiib ischem vu de Lefzge drielet, wenner sich reächt kääb a d‘ Modder nadruckt un mit de Händ umenand fagottet hät, dass ere ’s Fadekrättle fascht nabkait isch.
Älbet isch au de Marti rumkumme gi loschore. Er isch au so ‚e oazächt alt Glächter, eweng en Ducklimuser, der äwel so armetselig duet. Debii isch deär Siech konzig un kowäs bis dertnuus.
E G’siecht macht er na wie e Ratzmuus, un kiffle un muffle duet’r, as wenner Roßbolle i de Gosche oder Schbinnebobbele gfresse ghet het.
Aber wenner e baar Rekholder nabdruckt hät, no ka deär Schalm Rapedizle singe, dass dieä Maidli, ’sAgatli un ’s Marili, usem Pfittere nime ruskummet.
’s Agatli isch e buschber Maidli, dieä isch in Oarning – nu äwel suber agleit. Do isch ebbes dra zum Gäggele un zum Dätschle. Un mengem isches devu schon brietighoaß worre.
Ufem Pfulfe am Kachelofe hockt ‚es Marili un drillet ame Goaßelzwick rum, un näbethäer schäächlet es durs Fenschter, obs Nochbers Flori nit do no kunnt.
Aber des ka scho no e Wiile duure. Er isch nämli z‘ Fortwange uff de Fallebengelschuel un hät ‚en wieäte Wäeg mit em Farrädli. Do gohts underschi un iberschi. Un wennes renglet un Nässi durnii ischt, no mueß er si zerscht no drickne. Er isch eweng weeliidig un duet sich vielmol kebe.
’s Agatli dätem gärn vugege gau, aber d‘ Modder macht des ganz hinderefiir.
Si sait, ’s Agatli sei e Gägsnas un eär sei e Häarfidle un en Zottli. Sini Grusselhoor un Kälblilocke häbet scho lang koa Soapfe un kon Luusräche me gsäene.
E gozigs Mol sei er dohinne gsi, debii isch er znäscht danne dehomm. Un äwel, wenn’s schellet, mieäßt mer zemmetfahre.
Aber ’s isch nu wieder de Frider gsi, wo Zagate kunnt. Eär macht au en Surhebel na, wie a de Fasnet, un wenner i d‘ Wermi kunnt, fangt’er au a z‘ herkse un z‘ hueschte, as wenner verwoarge wett.
Denno mueß mer älles gau un schtau lau un em en Gleewii mache. ’s letscht Mol han i eweng verlätteret, no hätt’er mi abäfzget, ich sei en Dotsch un e Rotznas; däer Schäermuser.
Nint woaßt er, as d‘ Liit verhechle. Närmert ischem rächt, ällene mueß’er en Schletterling ahänke un en Dräck schwätze, dass mer ’s Abwiiche griege kinnt.
Aber ’s isch hänne wie dänne: im Dräck nuele sin dieä alte Kleveri älli dupfeglich, ‘s Bescht isch, wemmer liisli nus goht un denkt: Ihr kinnet mi älli – buckelgrätze!
2 Gedanken zu „Villinger Dialekt“