Hunderte von Spaziergängern, Joggern und Radlern sind bestens vertraut mit den 1890er-Waldwegen des einstigen Oberförsters Hubert Ganter (1848 bis 1895), die sowohl westlich nach Mönchweiler, zum Uhu-Stein oder zur Forelle ins Groppetal führen.
Woher aber stammt der Name Germanswald?
Er geht zurück auf das ehemals kleine German-Kloster im Nord-Westen der Stadt, das bis zum Dreißigjährigen Krieg in bescheidener Blüte stand.
Erbaut als St. German nahe des ,Oberen Haus‘, dem Relikt des abgegangenen fränkischen Dorfes Waldhausen, das im 13. Jahrhundert dem Kloster Salem gehörte.
Für das Domizil einer klösterlichen Frauen-Gemeinschaft – umgeben von einer Mauer aus Buckel-Quadern- blieb ein Gründungsdatum verborgen, bis man bei den Franziskaner 1432 vermerkte, dass dort seit 1380 Witwen und Jungfrauen nach der Regel des Dritten Ordens lebten.
Die Schwesternschaft zählte in diesem Sinne zu den ‚Terziarierinnen‘, die geistlich von den Franziskanern betreut wurden.
Das „offene Schwesternhaus“ war bei der Bürgerschaft sehr beliebt, wie Bürgermeister und Rat 1615 bezeugen:
„… dass sie ehrbar, still, eingezogen, fromm und gottesfürchtig und man männiglich (vielfach, Anm. d. Red.) mit ihnen wohl zufrieden sei.“
Ihre Gebete galten ihren lebenden Wohltätern und all jenen, die ihre Seelenruhe bereits gefunden hatten.
Für ihre Hauswirtschaft nutzten sie die Erträge ihrer Gärten sowie die freiwilligen Almosen aus der Bürgerschaft.
Bei der Pflege von Sterbenden und Kranken erhielten sie pro Tag und Nacht zwei Batzen Geldes sowie Essen und Trinken. Vier Gulden gab es, wenn für einen Verstorbenen vier Wochen gebetet wurde. Holz und Weiderecht sprach man den German-Schwestern als Bürgernutzen zu, jedoch frei von ansonsten bürgerlichen Lasten.
So durften sie Vieh auf die Weide treiben, Brot backen ohne den Ofen-Zins und Tuch weben ohne den Weber-Zins. Missfiel dies einem Zunftmeister, antworteten sie, dass ihre Zunft im St. Germanswalde liege und nicht in der Stadt.
Als es im Jahre 1613 im Kloster brannte, verlor der kleine Konvent Hausrat und Kirchengut. Doch schon zwei Jahre später gelang mit städtischer und guter Leute Hilfe ein Neubau.
Erneut war die Gefahr groß, als im Sommer 1633 die zweite Belagerung Villingens durch die Württemberger und Schweden tobte. Als der Feind nahte, flüchteten die Schwestern mit ihrer Habe und der Statue des Heiligen German in die Stadt, wo zwei von ihnen, Schwester Maria Frey und Schwester Elisabeth Hechin, sich dem Klarissen an schlossen. Die St. Germans-Kapelle legten die Belagerer in Schutt und Asche.
Die Hoffnung, dass aus der Ruine und den verblieben Steinen ein neues Kloster entstehen könne, erfüllte sich nicht. Viel eher verwendete man die Steine für eine bessere Wehrbebauung der Stadt.
Der Villinger Werner Huger, einst Handelslehrer bei den Kaufleuten der Handelsschule und später in Stockach, versuchte 1986 mittels Luftbildern, den archäologischen Rest von einst zu entdecken, doch ein positiver Befund blieb aus.
Nichts war zu erkennen zwischen den Tennisplätzen auf dem ehemaligen Steinbruch an der Klosterhalde nahe der Bahnlinie und dem Müller-Jörgle-Buck.
Was blieb sind Abbildungen mit ungenauer Lage und Aussehen: die älteste auf der Rottweiler Pirschgerichtskarte des David Rötlin von 1564, auf der neben dem Oberen Tor der Villinger Lokalhelden Romäus Mans Gegner und Feinde der Stadt abschrecken sollte.
Nur drei Jahre durfte die von der Bevölkerung verehrte Statue bei den Klarissen bleiben, dann verfügte eine Visitation 1646, dass St. Germanus ins Franziskaner Kloster übertragen werde. Seit 1679 war über den weiteren Verbleib dieses Kunstwerkes nichts mehr zu erfahren, weil es wohl bei der Aufhebung des Franziskaner- Klosters „verschleudert wurde“.
Und auch die einstige Wallfahrt zum heiligen St. German im Walde ist vergessen. Nur eine Tuschzeichnung von Karl Ummenhofer 1836 kopierte den Blick auf ein Bild der Belagerung von 1633.
Ich bin Anwohner an der Klosterhalde!
Als ich meinen Garten immer wieder mal bearbeitete,
entdeckten wir schon so manch Kurioses wie Schweinezähne, Scherben etc.
Nicht weit von unserem Haus erstreckt sich ein kleiner Wald,
in dem es Erdhügel und Wälle gibt, die eventuell auf das Kloster hinweisen!
…recht interessant.
Doch bin ich kein Historiker.
Vielleicht meldet man das mal mit Fundstücken
an Frau Dr. Anita Auer vom Franziskaner.
Ich schmökere hier nach Herzenslust und bedanke mich
für die Einblicke in Villinger Örtlichkeiten und Verhältnisse.
Gerade auch für den Wahlvillinger und Hergeloffenen ist das eine wahre Fundgrube.
Obwohl nun auch schon 40 Jahre im Städtle, finde ich hier viel Neues und Überraschendes.
Das freut den geb. Villinger,
der sich zwar im Städtle auskennt und noch immer nicht alles weiß.