Von Schützengraben, Lazarett-Besuch und verletztem Kampf-Piloten
Dezember 1954 – „Mögen unserem Land und so uns allen auch im kommenden Jahr Friede und Freiheit erhalten bleiben.“- Ein schriftlicher, ein gedruckter Wunsch in der SABA-Post Nummer 8 von den Inhaber-Familien Scherb und Brunner Schwer. Eine Zeit, in der die Schriftleitung feststellt, dass es wohl 2000 Sammler der ehemaligen SABA-Post gebe, für deren inzwischen acht Exemplare seit der Erstausgabe in 1953 man einen kartonierten Sammelumschlag herausbringen wolle.
Auch die Redaktion richtete zur Weihnacht 1954 und zum Jahreswechsel an die Belegschaften des Rundfunk- und des Kühlschrankwerks, der Elektro-Isolierwerke ELAG und an alle weltweit agierenden SABA-Außenstellen ihre guten Wünsche.
Im ersten Doppelheft der SABA-Post mit buntem Weihnachtsmärchen-Titel dann auch redaktionelle Beiträge von Mitarbeitern, die 1954 aufgerufen waren, sich an zehn Jahre zuvor und damit an ihre letzte Kriegsweihnacht 1944 zu erinnern.
Damals mit dabei auch Eduard Schwarz aus der SABA-Stanzerei: „Wir hatten verdammt Glück. Trotz schlimmer Voraussagen verhielt sich der Iwan am Heiligen Abend besonders ruhig. Wir lagen den ganzen Tag im Schützengraben, einem Schlammloch in Ostpreußen, und die Lage war nicht beneidenswert. Heilig Abend? Noch nicht mal ein grüner Zweig. Keine Feldpost von daheim. Spät in der Nacht kam eine Gruppe Essenträger durch. Wer Glück hatte und geschickt genug war, ergatterte eine zweiten Becher Punsch“.
Hanny Hehn aus der Buchhaltung erinnerte sich im Dezember 1954: „Ich war gerade 12 und die Schule war wegen der möglichen, weiteren Luftangriffe auf Villingen bereits geschlossen. Am Bahnhof waren bereits Bomben gefallen. Für die nächsten Angehörigen fertigten wir kleine Geschenke: Strohschuhe, gestrickte Strümpfe und Pulswärmer, die für ein Feldpostpaket am einen unbekannten Soldaten gedacht waren, wofür wir auch unsere Lebensmittel-Ration ein wenig opferten. Bei einem Besuch unsrer Sing-und Spielgruppe im Lazarett in Bad Dürrheim erfreuten wir die verwundeten Soldaten mit traditionellen Weihnachtsliedern, und jeder bekam ein kleines Geschenk.“
Erich Braitsch von der Lohnbuchhaltung konnte sich gar abenteuerlich und gefahrvoll erinnern. „Am 24. 1944 flogen wir Höhenjagd auf 4000 Metern, Kurs West in Richtung Titisee. Unter uns ein feindlicher Kampfverband mit zwei Bombern im Geleit in entgegengesetzter Richtung. Mein Kommandant und Hauptmann scherte mit seiner Maschine aus, um anzugreifen, doch schon kam die Warnung, über uns feindliche Jäger. Meinem Chef konnte ich nach unten nicht lange folgen.
Ich riss meine ME 109 K um 180 Grad und flog mit deren Zusatzleistung der Sonne entgegen. Doch selbst auf 6000 Metern kam ich zwischen 12 feindliche Jäger. Ich kurbelte wie wahnsinnig, doch schon krachte es in meiner Kabine. Meine linke Hand fällt kraftlos vom Gashebel und ich rase nach unten. Mit letzter Kraft reiße ich am Knüppel, die ME 109 bäumt sich auf, doch der Notgriff zum Ausstieg reagiert nicht. Dann halt das Kabinendach entriegeln und raus. Ich ziehe den Griff am Fallschirm, es reißt an allen Gliedern, doch über mir, herrlich weiß, der Fallschirm. Zwei feindliche Jäger nehmen mich mit ihren Bordschützen ins Visier und unter Beschuss. Ich kann die Piloten erkennen. Als ich nach der Operation im Lazarett Titisee aus der Narkose erwache, wird mir alles gegenwärtig. Das ist ein spezieller Weihnachtsabend, und für ein paar Stunden leuchten die Kerzen für mich besonders hell.“
… eine starke Story zu einer leidvollen Zeit.
Gelungen!